4 Fragen an Sebastian Jaquiéry
Heute gehen die 4 Fragen an Sebastian Jaquiéry. Er ist Mitglied der Naturfreunde-Sektion Bern und Vize-Präsident der Naturfreunde Schweiz.
Mit deinem Engagement bist du sozusagen der Vater der Insekten-Petition, welche die Naturfreunde Schweiz vor zwei Jahren zusammen mit Partnerorganisationen zum Schutz der Insekten beim Bund eingereicht haben. Bist du mit dem bisher erreichten zufrieden?
Ja und nein. Nicht zufrieden bin ich, dass das Parlament die Behandlung der Forderungen immer wieder hinausgeschoben hat. Es ist schade, dass das so lange geht, obwohl die Anliegen eigentlich unbestritten sind. Trotz Covid-Pandemie sollte man das schnell abhaken können, damit die Verwaltung aus der Politik ein klares Signal kriegt und die Arbeit angeht.
Sehr zufrieden bin ich, wie sich das Bewusstsein für die Insekten generell entwickelt hat in unserem Land. Wenn zehntausende Leute mithelfen, in ihrem Einflussbereich – seien es Strassenborde, Vorgärten oder Felder – eine lebenswerte Umwelt für Insekten zu schaffen, hat das einen grossen Einfluss! Hier hat unsere Petition sicher geholfen, die Leute auf ihre Mitverantwortung aufmerksam zu machen.
Welches waren, auf dem politischen Parkett, die wichtigen Stationen seit Einreichung der Petition im Dezember 2018?
Der wichtigste Meilenstein war sicher die Einigung in der Umweltkom-mission des Nationalrats auf ein griffiges Massnahmenpaket für den Insektenschutz, die Motion ‘Insektensterben bekämpfen’. Ebenfalls wich-tig war, dass der Bundesrat dieses zur Annahme empfahl. Diese Motion muss nun endlich durchs Parlament kommen.Es sind aber auch weitere Prozesse in Gang gekommen, die in die glei-che Richtung gehen und ebenfalls Unterstützung verdienen, beispiels-weise zur Risikoreduktion bei Pestiziden oder die Biodiversitätsinitiative.
Wer aktiv wird im Umweltbereich, möchte seine Bemühungen gerne mit Erfolg gekrönt haben. Gibt es solche Erfolge in diesem Kampf für die Vielfalt der Insekten und damit der Biodiversität?
Ja klar gibt es Erfolge und klar lohnt es sich! Beim Projekt Mission.B der SRG wird das richtig gesagt: jeder Quadratmeter lebenswerten Grüns zählt. Ähnlich ist es beim politischen Engagement: jede und jeden, den man für Umweltanliegen sensibilisieren und gewinnen kann, zählt.Das gilt umso mehr jetzt, wo wir mit den finanziellen Folgen der Pande-mie klarkommen müssen. Es wird nicht mehr so einfach möglich sein, ökologisches Verhalten mit Geld aus der Staatskasse zu belohnen. Auf der einen Seite müssen wir aufhören, unökologisches Verhalten indirekt zu subventionieren. Auf der anderen Seite müssen die Leute aber auch selber zur Überzeugung kommen, dass es sich über kurz oder lang für sie auszahlt, wenn die Natur funktioniert und Grundleistungen erbringt, die man sonst bei Chemiekonzernen zukaufen muss. Die Argumente dafür sind auf dem Tisch, aber jemand muss sich – noch mehr als bisher – für den Dialog einsetzen.
Jetzt, auf den Winter hin, wird’s in der Natur ruhig um die Insekten. Gibt es für dich eigentlich auch eine Art Lieblings-Insekt?
(lacht) Nein, ich habe ehrlich gesagt kein Lieblingsinsekt. Unter dem was so ‚kreucht und fleucht’ mag ich Spinnen am liebsten – aber Spinnen sind halt keine Insekten.