Das Wintermärchen im Zweitakt
Lückenhaft ist zuweilen die Schneelage im Jura, dennoch wagen wir die Langlauftour. Im Rucksack dabei sind leichte Wanderschuhe, und so erfinden wir eine neue Art, sich durch den Winter zu bewegen.
Ende Januar. Es ist zehn Uhr an diesem strahlenden Sonntagmorgen und fünf Grad unter Null. Wir sind auf dem riesigen Parkplatz des Skigebiets Les Bugnenets/Savagnières im Neuenburger Jura. Der Parkplatz ist leer. Auf einer riesigen Tafel steht protzig geschrieben, die Skilifte hier transportierten 7000 Menschen – in einer Stunde. Doch die Skilifte stehen still. Die gespenstische Szenerie des leeren Parkplatzes, der verstummten Skilifte macht die Absurdität des industriellen Skitourismus sichtbar.
Für alpines Skifahren liegt zu wenig Schnee, für Schneekanonen fehlt das Geld, und deshalb ist hier kein einziger alpiner Schneemensch. Übrigens fährt auch kein Skibus, wir sind von Saint-Imier zu Fuss hier herauf gelangt. Wir, das heisst eine Fünfergruppe, erblicken ausser uns keine anderen Langläufer, auch keine Wanderer. Ein bisschen verunsichert schlucken wir trocken. Wir würden zur Ermutigung gerne in die nahe Beiz gehen, doch auch die ist wegen Mangels an Skitouristen geschlossen.
Nichts hält uns zurück, also wandern wir los. Eine halbe Stunde später, etwas weiter oben, erreichen wir eine feste Schneedecke. Wir steigen in die Bindungen, gleiten sanft höher. Wir sehen die feinen Stangen, welche den Loipenverlauf anzeigen, wir fahren dort, wo es sich am angenehmsten gleitet, die Decke trägt uns.
Die Entstehung der Symphonie
Hie und da ziehen wir die Ski aus, legen ein aperes Stück zu Fuss zurück, dann klicken wir wieder ein und fahren weiter nach Westen. Am Anfang sind uns diese Wechsel lästig, dann aber werden wir Stunde um Stunde geschickter, und es ist, als entdeckten wir da spielerisch nicht nur eine neue Technik, sondern auch eine neue Art der Fortbewegung, die mit der Zeit immer mehr Vergnügen bereitet, dann zu einer Symphonie aus Skifahren und Wandern wird.
Eine lange Schussabfahrt mit fussgängerischen Unterbrechungen liegt hinter uns, wir erblicken im weiten Tal das Dorf La Sagne. Aus Kaminen steigt Rauch in den Himmel. Beim abendlichen Etappenbier ziehen wir eine Bilanz. Zwei Drittel haben wir auf Ski, den Rest zu Fuss zurückgelegt.
Immer noch ist uns merkwürdig zumute, wir sind noch unsicher, weil wir etwas tun, das es anscheinend noch gar nicht gibt. Klar, im Jura liegt der Schnee oft unregelmässig verteilt. Das Wetter ist aber schön, die Gegend von der grössten Pracht, die man erleben kann. Wir erfahren sie bald auf Ski, bald zu Fuss, wir haben Spass. Warum aber bloss kommt ausser uns kaum ein Mensch auf diese naheliegende Idee?
Die Macht der Einfalt
Schon Monate zuvor haben wir diese Woche eingeplant für die Tour durch einen grossen Teil des Jura in der Schweiz und in Frankreich. Das muss die Tour schlechthin sein. Jede Skaterin träumt von ihr, jedem Klassiker raubt sie den Schlaf, weil sie einfältigen Sport zu einer Reise durch Landschaften und …
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