Ungewöhnliche Annäherung an ein Tal
Dass wir im Calancatal heute ein attraktives Wanderwegnetz vorfinden ist keine Selbstverständlichkeit. Einer, der massgebend an dessen Aufbau beteiligt war, ist ein ehemaliger Gymnasiallehrer aus dem Kanton Luzern. Nachfolgend dessen Rapport; das Wort hat Hans Urech*.
Es ist mehr als ein halbes Jahrhundert her, seit ich zum ersten Mal den Boden des Calancatals betreten habe, dennoch fühle ich mich nicht berufen, über das Tal zu schreiben, ich habe dort nie Wohnsitz gehabt und mich nie in die regionale Politik eingemischt. Ich kann aber sehr wohl über den mittleren Talabschnitt berichten, in dem ich in diesem Zeitraum gegen 600 Tage Freiwilligenarbeit geleistet sowie kleinere geographische und historische Studien betrieben habe. Zu diesem Lebensraum gehören eine vielfältige Flora und Fauna, sanfte und schroffe, staunenswerte und beängstigende Landschaftsformen, eine Vielzahl von kulturgeschichtlichen Zeugnissen und auch die von ihm geprägten und ihn immer wieder neu gestaltenden Menschen.
Meine ersten Eindrücke formten sich zu einem Bild, das mich veranlasste, in den folgenden Jahren immer wieder Studienwochen mit Gymnasiasten im Tal zu organisieren. Die Natur des Tales hatte mich genau so fasziniert wie die Menschen, denen ich begegnete. Trotz der sprachlichen Barriere haben wir uns verstan-den, sie gehörten zur kleinbäuerlichen Welt, die ich aus meiner Kindheit kannte und der ich mich verbunden fühlte.
Zusammenbruch der Transhumanz
Es waren mehrheitlich ältere Leute, denen ich begegnete, die jungen waren ganz oder temporär weggezogen. Erst später wurde mir bewusst, dass ich zu einer Zeit ins Tal gekommen war, als gerade erst die von der Transhumanz geprägte traditionelle Landwirtschaft zusammengebrochen war, das Leben der Familien auf den Maiensässen war vorbei. Auf Schritt und Tritt waren die Folgen der Abwanderung, der fehlenden Hände, sichtbar: Neben der in mühsamer Handarbeit gepflegten Kulturlandschaft verbuschende Wiesen und Weiden, Ruinen und mehr oder weniger zugewachsene Wege auf die Monti und Alpen – es war offensichtlich: die Menschen in diesem Tal brauchten Hilfe!
Als Geographielehrer am Gymnasium erach-tete ich es als meine Pflicht, auf unterstützungsbedürftige Randregionen aufmerksam zu machen sowie einen Beitrag zur Umwelter-ziehung zu leisten. Dies schien mir am besten im Rahmen eines praxisbezogenen Projektes möglich, denn Erkenntnis gewinnt man nicht aus Fakten sondern…
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