Unsere Adresse auf der Riederalp
Riederalp, Bettmeralp, Fiescheralp: die Gegend unter dem Aletsch- und Eggishorn zählt zu den attraktivsten Skigebieten der Schweiz. Und genau dort, auf der Riederalp, gibt’s ein Naturfreundehaus. Es heisst Lueg ins Land. Pro Nacht zahlt ein Naturfreunde-Mitglied dort weniger als 20 Franken.
In der frühen Morgenstunde, noch bevor die goldenen Strahlen die Morgendämmerung verscheuchen, steigen wir empor zur Riederalp». Dies der erste Satz des im Juli 1941 im Naturfreunde-Bulletin veröffentlichten Berichts «Von der Utopie zur Wirklichkeit».
Bei der Utopie handelte es sich um den Wunsch der Naturfreunde Schweiz (die sich damals noch «Touristenverein Die Naturfreunde» nannten), nun endlich auch im Wallis Fuss zu fassen; und bei der in die Tat umgesetzten Wirklichkeit ging es um das am 5./6. Juli 1941 feierlich eröffnete Naturfreundehaus Lueg ins Land auf der Riederalp.
Die Riederalp gestern und heute – die Unterschiede sind frappant. Touristiker preisen diese Gegend hoch über dem Rotten heute als Aletsch Arena an; jetzt im Winter stehen dort oben über 100 Kilometer an präparierten Skipisten zur Verfügung, zudem an die 70 km an Schneeschuh-Trails, Langlauf-Loipen und Winterwanderwegen.
Damals, im Jahr 2 des Zweiten Weltkriegs, als die Naturfreunde erstmals öffentlich von einem eigenen Haus auf eben dieser Riederalp berichteten, führte noch nicht mal eine Seilbahn dort hinauf (die erste ging 1951 in Betrieb, ab Mörel); Ferienhäuser gab es dort oben (ausser der 1900 im viktorianischen Stil auf der Riederfurka erbauten, heute von Pro Natura genutzten Villa Cassel) noch so gut wie keine, und so setzte Hans Welti (damaliger Leiter des Häuser-Ressorts beim Naturfreunde-Landesverband) seinen eingangs erwähnten, im Juli 1941 veröffentlichten Text wie folgt fort: «Wer kennt nicht dieses Eden, einzig in seiner bezaubernden Schönheit, einzig in seiner majestätischen Pracht, die Riederalp. Mit seiner unerschöpflichen Tourenmöglichkeit, für den Feriengast wie für den Hochtouristen».
Heute – ohne Spa & Co.
Für jene, denen es gelüstet nach Spa, Cüpli-Bar und Zimmer-Service, ist das Naturfreundehaus auf der Riederalp eher nur suboptimal. Wer aber einen Sinn hat für das Einfache, das Selbstgemachte und das Gemeinschaftliche, der/die
kommt im Lueg ins Land bestens auf die Rechnung. Weil das Haus sozusagen noch eines von altem Schrot und Korn ist; d.h. ein Selbstkocherhaus, ein Gruppenhaus, ein Gemeinschaftshaus; und eines mit hölzernen Kajütenbetten und währschaft implementierter Küche. Ergo ist es ideal für Sommer- und Winterlager, für Vereinsausflüge, Familienferien, Verwandtentreffen – und selbstverständlich auch für Alleinreisende, sofern sie damit umgehen können, nicht über Einzelzimmer zu verfügen.
Tiefstpreise im Hochpreisland
Skiferien (mit all den Auslagen für Anreise, Bergbahnen sowie für Essen und Schlafen) gelten allgemein als eine kostspielige Angelegenheit. Umso attraktiver wirken da die fürs NF-Haus Lueg ins Land geltenden Tarife: für ein NF-Mitglied kostet eine Nacht CHF 19.50, und Gruppen ab 20 Personen können das Haus für sich zu alleiniger Benutzung mieten, wobei Schulen von Sonder-Ermässigungen profitieren.
Ein klein wenig Geschichte
Heute ist das Naturfreundehaus auf der Riederalp im Besitz der URAN (Union Romande des Amis de la Nature), dem Zusammenschluss der welschen NF-Sektionen. Ursprünglich aber war es der NFS-Landesverband, der diese im 1939 erbaute Liegenschaft (dank Vermittlung des Walliser Nationalrats Karl Dellberg) im Frühling 1941 hatte erwerben und am 5. Juli des gleichen Jahres als Naturfreundehaus hatte eröffnen können. In der damals verfolgten Verbandspolitik galt das Chalet Lueg ins Land als zusätzliches Prunkstück für das schweizweit angestrebte Netz von Naturfreunde-Landeshäusern (zu dem u.a. auch das Ferienheim in Grimentz im Val d’Anniviers und das Haus Cristolais an bester Lage im Ober-Engadin) zählte.
Knapp 40 Jahre später, ab 1981, standen die Zeichen entgegengesetzt: der Landesverband solle, so die allgemeine Meinung, keine eigenen Häuser mehr besitzen und führen; im Zuge der nachfolgenden Veräusserungen war es die URAN, die sich im Juni 1983 an einer ausserordentlichen Versammlung für den Erwerb des NF-Hauses auf der Riederalp entschied und das Chalet Lueg ins Land im Juni 1984 käuflich erwarb – und bis heute, dank dem Einsatz zahlreicher ehrenamtlich tätiger Naturfreunde-Mitglieder, mit Erfolg betreibt.
Übrigens: das vorhin erwähnte Haus Cristolais bei Samedan/Celerina ging im Rahmen jener Veräusserungen von Landesverbandshäusern an die Naturfreunde-Sektion Engadin – und wird von dieser ebenfalls noch bis zum heutigen Tag mit Erfolg betrieben. Und, eine weitere Gemeinsamkeit: auch das Haus Cristolais ist, wie das Lueg ins Land, für Wintersportferien bestens geeignet – vorausgesetzt man verlangt nicht nach dem Jet-Set-Leben des nahen St. Moritz.