Mit Miles Davis an der Schrattenfluh
Wie klingt eine Landschaft, die man durchwandert? Auf dem Weg von Kemmeribodenbad BE nach Flühli LU mischen sich Vogelstimmen, Grillengezirpe und gurgelndes Wasser mit Volksmusik, Ambient und Free Jazz.
Der Himmel ist grau überzogen, gegen die Brienzer Rothornkette reissen die ersten blauen Löcher auf. Kemmeribodenbad, kurz nach neun Uhr. Der Regen hat aufgehört. Ich höre seinen Nachhall im Rauschen des Baches und in den tropfenden Ästen. Es geht bergwärts. Das Pflanzengrün glitzert, es riecht nach Erde und schmierigem Gestein, dazwischen die wilden Kräuter. Das Ensemble der Eindrücke klingt wie psychedelischer Folk.
King Crimson am Schybengütsch
Direkt über mir ragt die Felsenburg des Schybengütsch ins luzernisch-bernische Grenzland. Ein mächtiger Wächter am westlichen Ende der Schrattenfluh. Das innere Ohr hört den Prog-Rock von King Crimson. Markant und erhaben. Anderen ist es bei diesem Anblick mehr nach Andacht und Jodelgesang zumute. Landschaften sind auch Klangräume, in die hinein wir unsere eigenen Imaginationen tragen. Es klingt und es hört. In den Wechselspielen von äusseren Reizen und inneren Sensoren legen wir eine Wegstrecke zurück. Und auch das Leben.
Bei Kemmeribodenbad steigt der Weg den Hang hoch. Er zieht sich auf der ganzen Länge den Hängen der Schrattenfluh entlang und durch die moorigen Alpengebiete des Hilferentals bis nach Flühli. Die erste Etappe ist geheimnisvoll und düster. Ich lasse den kühlen Sound der Rutschgebiete auf mich einwirken, die ich durchquere. «Gefahr…!!! erhöhtes Risiko für Felslawine» steht auf einer Tafel. Nässe und Steilheit haben tiefe Erosionsnarben in die Hänge gerissen. Rinnsale und Bäche gurgeln durch die Furchen. Aber der Pfad ist breit und führt sicher durch die wilde Geomorphologie dieses Abschnitts. Sie dröhnt wie Stoner Rock.
Das Fabulieren der Vogelstimmen glimmt aus, das dunkle Rauschen aus den Bachgräben verstummt. In der Höhe öffnet sich die Landschaft. Im Nu ist aus dem Nebelgrau ein Frühlingsmorgen geworden. Die Alphütte im Gegenlicht der Sonne, der gezackte Kamm der Schrattenfluh ist wolkenfrei. Ein guter Zeitpunkt für das Experiment, die Musikkonserven anzuzapfen. Ich klemme das Smartphone …
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