Umweltstatistik Schweiz – Taten sind gefordert, nicht nur Daten!
Jedes Jahr gibt das Bundesamt für Statistik eine kleine Broschüre mit aktuellen Umweltdaten der Schweiz heraus. Im Gegensatz zum alarmistischen Tonfall des neusten Berichts des Weltklimarats, ebenfalls erst erschienen, schlägt der Bund in seiner Taschenstatistik 2021 schon fast salbungsvolle Töne an:
«Der Mensch verändert die Umwelt, indem er natürliche Ressourcen nutzt sowie Abfälle und andere Emissionen verursacht. Umweltbedingungen haben umgekehrt Auswirkungen auf den Menschen und können ihn dazu veranlassen, auf bestimmte Gegebenheiten zu reagieren», heisst es in der Einleitung über eine Schweiz, die weit davon entfernt ist, etwa die ratifizierten Klimaziele der Übereinkunft von Paris zu erreichen.
Dabei gibt es durchaus positive Entwicklungen, wie ein Blick auf die zusammengestellten Statistiken zeigt. So stagniert beispielsweise der Elektrizitätsverbrauch der Schweiz seit Mitte der 2000er-Jahre. Gestiegen ist hingegen der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoenergieverbrauch. Lag er 1990 noch bei knapp 15 Prozent, ist er bis 2019 auf 21,9 Prozent angestiegen.Gesunken ist seit 1997 die Feinstaubkonzentration – sowohl in ländlichen wie auch in städtischen Regionen. Überschritten werden die Tagesgrenzwerte höchstens noch «… vereinzelt in Städten sowie entlang stark befahrender Strassen.» Ebenfalls kontinuierlich abgenommen hat seit 1983 der Phosphorgehalt im Zuger-, Genfer-, Boden- und Hallwilersee.
Daneben gibt es auch katastrophale Werte. So befinden sich von 10 711 erhobenen Pflanzen-, Pilz- und Tierarten 35 Prozent auf roten Listen.
Die grosse Ernüchterung
Endgültig ernüchternd ist jedoch die letzte Statistik in der Broschüre. Sie stellt die Schweiz in Vergleich zu 15 anderen europäischen Staaten. Hier sieht man beispielsweise, dass die Schweiz zu den Staaten mit den meisten Siedlungsabfällen gehört (709 kg pro Person im 2019 – im Gegensatz zu 416 kg/Person in Belgien, dem tiefsten Wert im Vergleich).
Ausserdem war die Schweiz 2019 mit 138 g/km das Land mit dem höchsten durchschnittlichen CO2-Ausstoss neuer Personenwagen. Den tiefsten Wert weisen die Niederlanden mit 98 g/km auf.
Und nach 36 Prozent in Deutschland ist die Schweiz bei den bedrohten Vogelarten mit 35 Prozent zusammen mit Finnland auf dem zweiten Rang.
Die Schweiz hat also noch viel zu tun in den kommenden Jahren, um bei ihren Umweltstatistiken auf gute, vorzeigbare Werte zu kommen. Die Naturfreunde Schweiz setzen sich ein für eine intakte Umwelt und einen nachhaltigen Klimaschutz. So unterstützen wir beispielsweise die Gletscherinitiative, die voraussichtlich zwischen 2022 und 2024 zur Abstimmung kommen wird. https://gletscher-initiative.ch/
Quelle: Bundesamt für Statistik