4 Fragen an Dirk van’t Veer
Heute gehen die 4 Fragen an Dirk van’t Veer, Präsident der NF-Sektion Schwamendingen. Er organisiert den am 23. Oktober stattfindenden Stadt-Rundgang durch Zürich zum Thema «Armutsfalle Sucht».
Drogen, Abhängigkeit, Sucht – damit wollen wir am liebsten nichts zu tun haben. Süchtig ist sowieso stets nur immer «der andere». Was hat dich bewogen, diesen besonderen Rundgang durch die Stadt Zürich zu organisieren?
Bei den Naturfreunden Region Glattal werden, nebst Wanderungen, jedes Jahr jeweils auch ein paar Führungen organisiert. Anlässlich der Programmgestaltung diskutierten wir auch über die Stadt-Führungen, die der Verein Surprise anbietet. Da ich der einzige Zürcher am Tisch war, habe ich die Aufgabe übernommen, einen solchen Stadt-Rundgang zu organisieren.
Den Rundgang führt ein Mann, der die Abwärtsspirale von Sucht und Armut aus eigener Erfahrung kennen gelernt hat. Wie konntest du diesen Stadtführer finden?
Da ich das Strassenmagazin Surprise regelmässig kaufe, war dies für mich kein Problem; zumal in jeder Ausgabe jeweils die aktuellen Stadt-Führungen von Surprise publiziert werden. Also habe ich Kontakt aufgenommen mit der Surprise-Geschäftsstelle und mich näher über die jeweiligen Angebote informiert.
Auf welcher Route führt der Rundgang durch die Stadt?
Auf dem Rundgang gelangen wir zu sieben Stationen, die alle in irgend einer Weise mit dem Thema Sucht zu tun haben. Der Start ist beim Haus Zuflucht an der Fabrikstrasse 28, das seine Gassenarbeit bekanntlich auf der Grundlage des franziskanisch geprägten Menschenbildes leistet. Weiter geht’s zur ZFA, der Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme, dann zum Spital Sune-Egge des Netzwerks Pfarrer Sieber, unweit des Platzspitz. Die weiteren Stationen sind das Zentrum für Suchtmedizin Arud, der Caritas-Kleiderladen die Anlauf- und Beratungsstelle Selnau und die sip-züri, die mit Sicherheit, Intervention und Prävention (sip) auf öffentlichen Plätzen beauftragt ist. Insgesamt dauert die Führung 2½ Stunden; geleitet wird sie von Daniel Stutz, der auf den Strassen der Stadt Zürich das Surprise-Magazin verkauft.
Vielen von uns sind Bilder aus den 1980er Jahren von der Drogenszene am Platzspitz im Gedächtnis haften geblieben. Solche Bilder machen es uns einfach, über die eigenen, vielleicht besser kaschierten Süchte hinwegzuschauen. Kommt dies einer Verharmlosung gleich, die mit den damaligen Zuständen geherrscht haben?
Die damalige schlimme Zeit wird noch lang in unserem Gedächtnis haften bleiben. Ich persönlich hatte das Glück und die Gelegenheit, vor einiger Zeit eine Hochtour mit ehemaligen Drogensüchtigen zu leiten. Dabei hatte ich viel darüber erfahren, wie Menschen damals in diesem Umfeld gelandet sind. Ich denke, wir sehen beim Thema Sucht oft nur das «Endstadium»; wir wollen den Ursprung nicht sehen und fragen nicht danach. Ich hoffe, an der Führung vom 23. Oktober selber einiges mehr darüber zu erfahren.