Engagierte Diskussionen – klare Entscheidungen
Naturfreundehäuser, Finanzen, Nachwuchssicherung und Wahlen: dies waren zentrale Themen der NFS-Delegiertenversammlung vom 25. Mai in Muri. Als Gastgeberin der im ehemaligen Klosters Muri abgehaltenen DV wirkte die NF-Sektion Oberfreiamt.
Die Naturfreundehäuser – die ersten davon entstanden vor über 100 Jahren – sind für die Naturfreunde-Bewegung seit je her von besonderer Bedeutung. Umso schmerzlicher die Erfahrung, wenn NF-Häuser durch Verkauf an Aussenstehende verloren gehen. Hierzu hat die durch NFS-Präsident Urs Wüthrich-Pelloli souverän geleitete DV 2019 nach eingehender Diskussion und Klärung offener Fragen einen wichtigen Entscheid gefällt: mittels Statutenänderung erklärt sie die Naturfreundehäuser AG (die im Besitz der NF-Häuser Grindelwald, Gorneren und St. Jakob ist) zu einem Organ, respektive zu einem Unterverband der Naturfreunde Schweiz NFS.
Zur Erklärung: die Naturfreundehäuser AG wurde vor ein paar Jahren mit dem Ziel gegründet, eine Trägerschaft für NF-Häuser zu schaffen, die Häuser übernehmen kann, welche durch Sektionen aus eigener Kraft nicht weiterbetrieben werden können. Mit dem in Muri gefassten Entscheid sprechen die Delegierten dieser Gesellschaft nun ihr Vertrauen aus.
Keine Aktien an Privatpersonen
In den DV-Unterlagen und der Diskussion wurden die zentralen Aufgaben und Merkmale dieser AG nochmals definiert; erstens: Sinn und Zweck der AG ist der Erhalt von NF-Häusern; zweitens: Aktionäre der AG können einzig und allein Organisationen der Naturfreunde sein (keine Privatpersonen oder aussenstehende Dritte!), damit bleiben die Eigentums- und Entscheidungsbefugnisse bei den Naturfreunden; und drittens: allfällige Statutenänderungen der AG sind nur nach Genehmigung durch den NFS-Vorstand möglich.
In der Folge sagte die DV auch Ja zur Beteiligung des NFS-Landesverbandes an dieser AG. In einem nächsten Schritt übernehmen die NFS unentgeltlich ein Aktienpaket (1234 Aktien mit Nominal CHF 1.-) für das NF-Haus St. Jakob in Isenthal im Kanton Uri, das seinerzeit vom Landesverband übernommen und via ein Naturfreundemitglied in die AG eingebracht wurde. Die weiteren Aktien-Inhaber der Gesellschaft sind zurzeit die Sektionen Bern, Lausanne, Dübendorf/ZH 11, Luzern, Emmenbrücke, Oberbaselbiet, Schaffhausen, Steffisburg, der Verein NFH Schrattenblick, der Fachverband Naturfreundehaeuser.ch sowie der KV Graubünden.
Neu im NFS-Vorstand
Dass es schwieriger wird, Vereins-Gremien mit geeigneten Personen zu besetzen, erfahren auch die Naturfreunde. Umso erfreulicher die Kandidatur von Martin Jäger für den NFS-Vorstand; Martin Jäger ist seit 40 Jahren Mitglied der NF-Sektion Chur, er ist frisch pensioniert und war (von 2011) bis Ende 2018 Regierungsrat des Kantons Graubünden. Die Delegierten wählten ihn einstimmig und mit Applaus.
Ebenfalls neu in den NFS-Vorstand wählten die Delegierten zudem Philippe Pellaton (Sektion Bern), den die Gesamtheit der Sektionen mit einem NF-Haus (der NFH+CH) an ihrer vorgängig zur NFS-DV durchgeführten DV zum Präsidenten des Vorstands der NFH+CH ernannt hatten. Im 2018 amtete Philippe Pellaton zudem ad interim als Präsident des NFS-Häuserfonds (siehe unten). Beruflich arbeitete er bis zu seiner Pensionierung im 2019 als Direktor des Spitals Münsingen. Im NFS-Vorstand ersetzt er Felix Mannhart (Sektion Lachen), den die Versammlung und der Präsident mit Applaus verabschiedeten. Aus Mangel einer Kandidatur nicht besetzt werden konnte die erwünschte Vertretung der französischen Schweiz im NFS-Vorstand.
Neu in der NFH+CH und im Häuserfonds
In den Vorstand der NFH+CH wählte die DV den Baufachmann Richard Bürer (Sektion Schaffhausen) und Hans Kaufmann (den Gründer und ersten Präsidenten der gastgebenden Sektion Oberrüti). Mit der Wahl von Florian Dubail (Sektion Ajoie) in die GPK konnte zudem auch dieses Gremium wieder komplettiert werden.
Aus gesundheitlichen Gründen musste Hans F. Schneider (KV Graubünden) im 2018 seine Demission aus der fünf-köpfigen Verwaltung des NFS-Häuserfonds einreichen (die er präsidiert hatte); seiner statt wählte die DV den dafür vorgeschlagenen Paul Bayard (Sektion Langenthal). Vakant bleibt indes die Vertretung eines Kantonalverbands (KV) in die Häuserfonds-Verwaltung. Anstelle von Martin Jäger, der neu im NFS-Vorstand Einsitz nimmt, wählte die Versammlung schliesslich Thomas Hensel (Sektion Chur) in die NFS-Schiedsstelle.
Nachtrag zum Häuserfonds: die Delegierten bestimmten zudem, dass zinslos oder zinsgünstig gewährte Darlehen an NF-Häuser betreibende Trägerschaften aus diesem NFS-Häuserfonds auf jeweils drei Jahre befristet sein sollen. An Partnerhäuser der NFS können jedoch nach wie vor keine Kredite vergeben werden.
Mitgliederzahlen und Finanzen
Beim Rückblick auf die Jahresberichte 2017 und 2018 konnte einerseits auf einige Erfolge verwiesen werden (z.B. auf die im Dezember 2018 an Bundesrat und Parlament eingereichte Insekten-Petition mit ihren über 165‘000 Unterschriften sowie auf die knapp mit schwarzen Zahlen abgeschlossenen Jahresrechnungen 2017 und 2018), andererseits galt es – einmal mehr – zur Kenntnis zu nehmen, dass die Mitgliederzahlen in den meisten Sektionen nach wie vor sinkend sind. Und damit einhergeht – trotz rigoroser Kostenkontrolle auf der NFS-Geschäftsstelle und im NFS-Vorstand – eine nach wie vor angespannte Finanzlage des Verbands.
Kinder- und Jugendarbeit fördern
Als Anreiz für die Sektionen, künftig neu oder vermehrt Aktivitäten explizit für Kinder und Jugendliche anzubieten (die nicht bereits in den Genuss von J+S-Unterstützung gelangen), stellt der Landesverband pro Jahr neu CHF 5000.- bereit. Ob eine Abseil-Aktion von einer Brücke, ob das Mitmachen bei einem nationalen clean-up-day oder ein Besuch beim Imker – pro Aktivität können Sektionen dazu beim Landesverband je CHF 200.- beantragen.
Kultur am Nachmittag
Und da Naturfreunde nicht nur Wandervögel mit gut entwickeltem ökologischen Gewissen sind, sondern auch über ein Sensorium für Geschichte und Kultur verfügen, lud die Gastgeber-Sektion Oberfreiamt (Präsident Jens Howoldt) die Delegierten zwischen den DV-Geschäften zu einer Führung in die dem Barock verpflichtete (ehemalige Benediktiner-)Klosterkirche ein, deren Anfänge ins Jahr 1000 nach Christus und zu den Habsburgern zurückreichen und die heute in Musikerkreisen insbesondere ihrer drei historischen Emporen-Orgeln wegen auch international hoch geschätzt wird.
Am Schluss der gelungenen Veranstaltung, wieder zurück im Dachstock der mächtigen Klosteranlage, bliebe auf der Leinwand das eine, von NFS-Präsident Urs Wüthrich-Pelloli ausgewählte Zitat noch für eine kurze Weile sichtbar; es lautete: „Innovation ist keine Garantie gegen das Scheitern. Aber ohne Innovation ist das Scheitern garantiert.“
Mehr Informationen finden Sie in unserem Jahresbericht 2018.