Highway to Heaven – in Uri
Der Nepali Highway hoch über dem Urseren Tal ist ein Höhenweg der Superlative und findet für gut trainierte, trittsichere Berggänger seinen logischen Höhepunkt und Abschluss durch die Überschreitung der Lochberglücke ins Göschener Tal. Diese weiss-blau-weiss markierten Bergwege können in einem oder zwei Tagen mit Übernachtung in der Sidelen- oder Albert Heim-Hütte begangen werden.
Als ich vor Jahren den Namen ‚Nepali Highway‘ zum ersten Mal hörte, wurden Erinnerungen an meine Reise von 1985 in den nepalesischen Himalaya wachgerufen. Als ich darauf meinem ältesten Sohn Luca von den dortigen Bergen erzählte und erwähnte, dass es hoch über der Urseren einen Höhenweg mit entsprechend abenteuerlichem Namen gäbe, da war es rasch beschlossene Sache, dass wir diesen begehen wollten. Noch heute sehe ich das Leuchten in den Augen meines Sohns, und wir sollten nicht enttäuscht werden.
Nomen est omen – ein Weg wie im Himalaya
Mit dem ersten Postautokurs von Andermatt zum Furkapass kann man früh genug losmarschieren und hat so noch den ganzen Tag vor sich. Wir wollten es ja auch nicht beim Nepali Highway belassen, sondern gleich noch die Lochberglücke zur Göschener Alp hinüber überschreiten. Das erste Wegstück des Nepali Highways führt gemächlich ansteigend und noch weiss-rot-weiss markiert von den Militärbaracken auf Galenbödmen kurz vor der Furka-Passhöhe zur Sidelen-Hütte. Diese bietet nicht nur herzliche Betreuung und währschafte Küche, sondern für all jene eine beschauliche Übernachtungsmöglichkeit, die früher am Morgen aufbrechen möchten. Die Hütte liegt in aussichtsreicher Position über einem kleinen See am Rand des schwindenden Sidelengletschers. Hinter der Hütte erheben sich die Granitwände des Gross Furka-, Sidelen- und Gross Bielenhorns sowie des Galenstocks. Gegen Südwesten schweift der Blick bis zum Blinnenhorn im Oberwallis.
Bei der Sidelen-Hütte beginnt der weiss-blau-weiss markierte Bergweg und folgt nach einem kurzen Abstieg dem Wandfuss des Chli Bielenhorns. Der Weg ist schmal, aber sehr gut begehbar. Der Blick in die Urseren und auf die Tessiner Alpen ist atemberaubend. Die Mulde der Urseren ist Teil einer Störungszone, die sich quer durch die Schweizer Alpen zieht. Sie liegt eingeklemmt zwischen den herzynischen Aare- und Gotthard-Massiven. Letzteres ist dem enormen Druck während der alpinen Deckenüberfaltung deutlich stärker ausgesetzt gewesen. Die Gesteine haben infolgedessen dort eine ausgeprägte Metamorphose u. a. zu Gneisen und Schiefern erfahren, während die im Lee gelegenen Aare-Granite praktisch unverändert geblieben sind.
Die Landschaft ändert sich grundlegend, sobald unser Pfad die Zunge des Tiefengletschers erreicht. Es öffnet sich ein grosser Gletscherkessel mit Blick auf Galen- und Tiefenstock sowie Gletscherhorn und Winterstock. Die Eiskappe des Galenstocks und der Tiefengletscher werden von Jahr zu Jahr weniger – ein erschütternder Anblick. Die Wegmarkierungen führen um die Gletscherzunge herum zur 2019 aus- und umgebauten Albert-Heim-Hütte, die, von weitem sichtbar, erhöht auf einem Felsbuckel liegt. Nun gilt es zu entscheiden, ob Kräfte und Zeit ausreichen, um am selben Tag auch die Lochberglücke zu bewältigen, oder eine erholsame Übernachtung in der Albert-Heim-Hütte ratsamer ist. So oder so lohnt es sich, an dieser Stelle eine längere Pause einzulegen und die prächtige Aussicht zu geniessen.
Auf der Himmelsleiter
Den Einstieg zur Lochberglücke erreichen wir über einen Weg …
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