Die Naturfreunde sind ein dynamischer Verband mit grossem Potenzial
Erstmals in der langen Geschichte des Landesverbands der Naturfreunde Schweiz nimmt eine Frau Einsitz im Präsidium. Madeleine Meier verfügt über einen breiten beruflichen Erfahrungsschatz und ausgeprägte zwischenmenschliche Fähigkeiten, die sie zu einer idealen Besetzung für dieses Amt machen.
Hätte sich damals in den 1990er-Jahren alles so gefügt, wie die Jahre davor angeleiert, dann wäre Madeleine Meier wohl mit gut 35 Jahren Besitzerin einer Traditionsbuchhandlung in der Stadt Luzern geworden. Und hätte diese etwa zehn Jahre später ziemlich sicher gegen den aufkommenden Online-Buchhandel verteidigen müssen. Doch die gelernte Buchhändlerin, immer offen für Neues und für interessante Herausforderungen, wurde nach 15 Jahren Tätigkeit in der Buchhandlung Haag die persönliche Mitarbeiterin eines neugewählten SP-Regierungsrates, der dem Justizdepartement vorstand. Und damit begann für Madeleine Meier eine berufliche Reise, wie man sie wohl kaum planen kann. Mehr als zwanzig Jahre lang war sie in der Verwaltung des Kantons Luzern tätig, hat sich mehrmals innerhalb der Verwaltung für neue Stellen beworben und konnte während dieser Zeit ein spannendes Projekt nach dem anderen realisieren – oder zumindest mitgestalten. Sie hat sich mit der Prävention von häuslicher Gewalt genauso beschäftigt wie mit besseren Arbeitsbedingungen für Sexarbeiterinnen, mit Zwangsheirat, Einbürgerungen und zahlreichen Projekten, die sich der Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und europäischen Regionen widmeten. Daneben war Madeleine Meier mehrere Jahre lang für die SP Luzern im Grossen Stadtrat tätig und ist über die Kontakte innerhalb der SP mit den Naturfreunden Luzern in Berührung gekommen, bei denen sie seit vielen Jahren Mitglied ist.
Von Willisau aus in die Welt
Ihr grosses berufliches und politisches Engagement kompensierte Madeleine Meier auf ausgedehnten Reisen durch den Nahen Osten und den afrikanischen Kontinent. In Ägypten lernte sie Arabisch, in Äthiopien Land und Leute kennen und mit dem Sudan, wo sie nach ihrer Pensionierung für anderthalb Jahre lang lebte, war sie nach vielen Inlandreisen so vertraut, dass sie plante, in der Hauptstadt Khartum zusammen mit ihrem Partner ein Reisebüro zu eröffnen. Diese Pläne wurden jedoch vom Militärputsch 2021 zunichte gemacht, der das Land in ein kriegerisches Chaos gestürzt hat, das bis heute anhält.
Aufgewachsen ist Madeleine Meier zusammen mit fünf Geschwistern auf einem Bauernhof in Willisau im Kanton Luzern. Vom Vater hat sie die Liebe zum Lesen geerbt, von der Mutter die Begeisterung fürs Kochen. Neben ihrem Engagement für die Naturfreunde Schweiz half sie diesen Sommer auch noch in einem temporären Friedhofscafé in Luzern mit, arbeitet einmal pro Woche beim Schreibdienst der Stadt Luzern mit Menschen, die nicht so gut Deutsch sprechen, und unterstützt sie bei ihrer Korrespondenz und sie hütet manchmal den Enkel einer Familie, mit der sie seit langem verbunden ist, nachdem diese sehr früh die Mutter verloren hat.
Ganz oder gar nicht
Als Meier Anfang 2023 angefragt wurde, ob sie das Co-Präsidium des Vorstands der Naturfreunde Schweiz übernehmen wolle, war sie zunächst etwas skeptisch. «Ich empfand die Naturfreunde zu diesem Zeitpunkt als etwas altbacken», erzählt sie. «Doch dann habe ich mich eingehend auf der Webseite der Naturfreunde Schweiz umgesehen und erhielt einen ganz anderen Eindruck. Nämlich den eines dynamischen Verbands mit grossem Potenzial.»
Dieses Potenzial der Naturfreunde auszuschöpfen, den Verband wieder zu verjüngen und noch dynamischer zu machen, das sieht Madeleine Meier als Ziel ihres Engagements, das sie zusammen mit Co-Präsident Sebastian Jaquiéry, dem gesamten Vorstand. Der Geschäftsstelle und den Sektionen erreichen möchte. Seit ihrer Wahl an der Delegiertenversammlung diesen Juni hat sich Madeleine Meier schon eingehend mit den Naturfreunden auseinandergesetzt. Alle Geschäfte, die sie in den Vorstand hineinträgt, hat sie genau studiert und im Detail vorbereitet. Sie hat schon diverse Sektionen besucht, zusammen mit dem Vorstand inhaltliche Schwerpunkte für 2023, 2024 und weitere Jahre gesetzt und die Naturfreunde Schweiz als Delegierte am Kongress der Naturfreunde Internationale in Österreich vertreten.
Was Madeleine Meier anpackt, das macht sie richtig. Sie ist ein präzise Schafferin, die tief in eine Materie eintaucht, andere Meinungen sorgfältig abwägt und erst entscheidet, wenn sie über ein Thema einen guten Überblick erlangt hat. Es ist ihr wichtig, dass der Vorstand effizient arbeitet und sich nicht zu viel mit sich selbst beschäftigt. Sie möchte die Projekte, die er anfängt, zu einem guten Ende bringen, bevor die nächste Unternehmung startet. Madeleine Meier wird für die Naturfreunde Schweiz wohl aber auch als gute Vermittlerin mit einer klaren Haltung wichtig sein in den kommenden Jahren.