Impuls der Co-Präsidentin
Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund Was mich an der frühen Geschichte der Naturfreunde beeindruckt, ist die «Grenzlosigkeit», wie sie Martin Schällebaum in einem seiner Beiträge erwähnt. Eine […]

Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund
Was mich an der frühen Geschichte der Naturfreunde beeindruckt, ist die «Grenzlosigkeit», wie sie Martin Schällebaum in einem seiner Beiträge erwähnt. Eine «Basisbewegung», organisiert in Ortsgruppen und getragen von gemeinsamen Werten und Zielen. Die nationalstaatlichen Grenzen spielten keine Rolle. Auch damals waren die Menschen mobil und in Europa unterwegs. Nicht als Tourist:innen, sondern hauptsächlich als Arbeitsmigrant:innen oder gesuchte Fachkräfte. So haben etwa Porzellanarbeiter aus Böhmen das Gedankengut der Naturfreunde nach Langenthal gebracht, was zur Gründung der dortigen Sektion führte. Ähnliche Beispiele lassen sich auch in anderen Sektionen finden.
Das Jahr 1925 brachte dann eine Änderung, indem der «Zentralausschuss» in Wien die Gründung von Landesverbänden erlaubte. Die Internationalität ist aber geblieben, es gibt bis heute funktionierende, grenzüberschreitende Gremien und regelmässige Treffen, sowohl zwischen Sektionen wie auch zwischen den Landesverbänden. Naturfreundehäuser stehen allen Naturfreund:innen über die Grenzen hinweg offen. An dieser Stelle schicke ich einen Gedanken zu den Naturfreunden nach Kalifornien. Ihr NF-Haus in Los Angeles wurde im Januar 2025 ein Raub der verheerenden Brände. Sie sind nun auf internationale Solidarität angewiesen, um das Haus wieder aufbauen zu können. Die Naturfreunde Schweiz werden selbstverständlich einen Beitrag leisten.
Mit der Gründung des Landesverbandes der Naturfreunde Schweiz ergab sich eine Professionalisierung der Bewegung und ein verbindendes Element: Es gibt Koordination, Dienstleistungen für die Sektionen und beispielsweise ab 1945 gemeinsame Ausbildungen für «Touren- und Reiseleiter oder wie man eine Kollektivreise oder die Verpflegung von grossen Gruppen organisiert». Das Kurswesen mit der Ausbildung von Wanderleitenden ist auch heute eine wichtige Dienstleistung des Landesverbandes.
Ein so rundes Jubiläum gibt nicht nur Anlass zum Rückblick, sondern auch zu einem Blick nach vorn. Vielleicht wäre es nach 100 Jahren an der Zeit, an mutige Schritte zu denken, um die Zukunft der Naturfreundebewegung zu sichern. Sind etwa die heutigen Strukturen noch richtig? Müsste man sie nicht offener und durchlässiger gestalten? Sollte der Landesverband die Sektionen stärker von administrativen Aufgaben entlasten? Mehrere Generationen vor uns haben den Landesverband geprägt und weiterentwickelt. Unser Wille ist es, Grundlagen zu schaffen, damit auch mehrere Generationen nach uns gemeinsam mit den Sektionen unterwegs sind und unsere Werte hochhalten. Ganz im Sinne der frühen Naturfreundebewegung, mit freier Sicht über die Grenzen aller Art.