Berufen zum Erneuern
Morgan Berset vertritt im Vorstand der Naturfreunde Schweiz die Romandie. Dank seines beruflichen Hintergrunds ist er aber auch ein guter Ratgeber bei Entwicklungs- und Erneuerungsprozessen im Verband.
Innovation ist eigentlich kein kompliziertes Wort. Wer schon einmal bei einer romanischen Sprache vorbeigekommen ist, hört vermutlich dem Wortteil nova an, dass es dabei um etwas mit «neu» gehen muss. Tatsächlich ist das Wort Innovation abgeleitet vom Lateinischen «innovare» und meint «erneuern». So weit, so simpel. Kompliziert wird es, wenn es im Alltag tatsächlich darum geht, Neuerungen zu realisieren. Bei sich selbst, in Arbeitsprozessen, im Verein, in der Politik oder wo auch immer. Denn der Mensch, das alte Gewohnheitstier, meidet Veränderungen wie der Teufel das Weihwasser. Das hat zum einen neurologische Gründe: Weil das Gehirn 20 Prozent des menschlichen Energieumsatzes in Anspruch nimmt, ist es stets bestrebt, Energie zu sparen. Zum anderen ist die Veränderungsaversion psychologisch bedingt. Wenn Menschen etwas tun, das sie kennen, befriedigen sie dabei ihr Grundbedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle. Etwas Neues, und sei es auch noch so verlockend, bedroht dieses Sicherheitsgefühl – einerseits, weil es unbekannt ist, andererseits, weil es auf der Grundlage des Bekannten bewertet wird.
Kein Wunder also, dass das Thema Innovation eines ist, über das man sich so richtig viele Gedanken machen kann (wenn die Energie reicht) und das man sogar an Universitäten und Fachhochschulen studieren kann. Einer, der einen solchen Studiengang soeben erfolgreich abgeschlossen hat, ist Naturfreunde-Schweiz-Vorstandsmitglied Morgan Berset. Just diesen Frühling hat er an der Fachhochschule in Lausanne seinen Master in «Integrated Innovation für Product and Business Development» erlangt. Mit diesem Titel wird er zukünftig Firmen und andere Organisationen beraten, die sich verändern wollen oder müssen.
Kurz und präzise
Morgan Berset ist an der Delegiertenversammlung 2023 in den NFS-Vorstand gewählt worden. Offiziell ist er im Vorstand zuständig für die Romandie, inoffiziell ist er aber auch bisschen die Vertretung einer jüngeren Generation. Vorgängig möchte er sich im Gremium stark machen für eine klare Entwicklungsstrategie. «Um zu beschreiben, wer die Naturfreunde sind und was sie tun, muss eigentlich ein einziger Satz reichen», erklärt Morgan Berset. Gelänge eine derartige Zuspitzung, dann stünden auch die Chancen einer erfolgreichen Vermarktung des Verbands gut. Wichtig sei ausserdem, dass der Verband agil bleibe und seine Angebote und Mitwirkungsmöglichkeiten der sich stetig verändernden Gesellschaft anpasse.
Morgan Berset weiss, worum es geht, wenn er über die Vorstandsarbeit bei den Naturfreunden spricht. Seit bald sechs Jahren amtet er als Co-Präsident der Naturfreunde-Sektion Fribourg. In dieser Zeit war er mitverantwortlich dafür, dass die Sektion sich nicht aufgelöst hat – ein Szenario, das vor sechs Jahren noch sehr real war –, dass die Sektion dank grosser Marketinganstrengungen massiv gewachsen ist und dass sie heute grosse Pläne für die Zukunft hat. Zwei Dinge sind Morgan Berset bei der Arbeit für seine Sektion wichtig: «Dass die Mitglieder bei uns Erlebnisse in der Natur geniessen und eine Beziehung zu ihr aufbauen können. Und dass unser Handeln einen sozialen Impact hat.» Wie darf man sich das konkret vorstellen? «Uns schwebt beispielsweise vor, dass wir unser Chalet Aurore zukünftig einen Monat pro Jahr Familien, die über wenig Geld verfügen, für günstige Ferien zur Verfügung stellen. So würden wir ihnen überdies Erlebnisse in der Natur ermöglichen. Dafür werden wir mit entsprechenden Partnern zusammenarbeiten. Die Abklärungen dafür laufen bereits.»
Erholung in der Natur
Von einem sozialen Gedanken lässt sich Morgan Berset aber nicht nur bei seiner Arbeit für die Naturfreunde leiten. Auch für seine berufliche Zukunft sei es ihm wichtig, dass er sich für etwas engagieren könne, das die Gesellschaft zum Positiven verändert. «Ich möchte lieber eine sinnvolle Tätigkeit ausüben als viel Geld verdienen», so Morgan Berset.
So verwundert es auch nicht, dass der Romand neben seinem Engagement für die Naturfreunde schon länger auch sonst zivilgesellschaftlich tätig ist. Zusammen mit Bekannten organisiert er seit 2017 jährlich das Open-Air «Fribouge». Es sind also nicht wenige Projekte, die der junge Naturfreund gleichzeitig erfolgreich stemmt. Neben dem Studium hat er zusätzlich zu seiner Freiwilligenarbeit auch stets für Geld gearbeitet. Es mache ihm nichts aus, viel zu arbeiten, erzählt Morgan Berset. So lange er dabei eine gewisse Freiheit geniesse und die Tätigkeit sinnvoll sei. Und wenn er dann tatsächlich mal nicht arbeitet, verbringt er gerne zusammen mit Freund:innen Zeit in der Natur – beim Wandern oder beim gemütlichen Austausch. Dabei könne er hervorragend abschalten und die Arbeit für einen Moment vergessen.