Biodiversität: Schutz und Nutzung schliessen sich nicht aus
Als Nationalrat habe ich mich als Kommissionsprecher für einen Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative stark gemacht. Nach längerer Beratung und vielen Kompromissen lehnte eine knappe Mehrheit des Ständerates […]
Als Nationalrat habe ich mich als Kommissionsprecher für einen Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative stark gemacht. Nach längerer Beratung und vielen Kompromissen lehnte eine knappe Mehrheit des Ständerates aber schliesslich einen solchen Gegenvorschlag ab. Bei dieser Ausgangslage kommt für mich nur ein Ja zur Initiative in Frage – weil es keine Alternative zum Bewahren der Biodiversität gibt!
Eine reiche Natur sorgt für sauberes Wasser, fruchtbare Böden und Nahrung, sorgt für frische Luft und kühlt das Klima, sorgt für wichtige Grundstoffe, ist also eine unerlässliche Grundlage für das Leben von uns Menschen. Das bestreitet niemand.
Der Biodiversität geht es weltweit schlecht. Besonders unter Druck ist sie aber in der Schweiz: Gut ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten droht in naher Zukunft auszusterben. In Bedrängnis ist auch die Hälfte der natürlichen Lebensräume. Hauptursache ist die intensive Nutzung der natürlichen Grundlagen durch den Menschen.
Seit 2012 verfügt die Schweiz über eine Strategie «Biodiversität». Diese legt zehn strategische Ziele für das Engagement des Bundes fest. Erst fünf Jahre später konkretisierte der Bundesrat die Strategie mit einem Aktionsplan. Bei der Umsetzung hapert es offensichtlich. So verwundert es nicht, dass auch heute noch viel zu wenig für die Biodiversität getan wird.
Über den grossen und dringenden Handlungsbedarf für die Biodiversität sind sich eigentlich alle einig. Der Bundesrat, das Parlament, die Kantone, die Städte und Gemeinden, die Landwirtschaft, die Wissenschaft und natürlich auch die Umweltschutz- und Heimatschutzverbände, die mit ihrer Volksinitiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft» die Biodiversität wieder stärken wollen. Bund und Kantone sollen pragmatisch und gezielt Massnahmen ergreifen, um die Natur zu schonen.
Dafür braucht es erstens eine sorgfältige Raumplanung und zweitens den nötigen Umsetzungswillen. Ökologisch wertvolle Lebensräume sollen bewahrt und geschont werden. Es braucht Massnahmen, die für die Erhaltung der Lebensräume und der gefährdeten Arten erforderlich sind, und zugleich eine angepasste landwirtschaftliche Bewirtschaftung oder einen sanften Tourismus ermöglichen. So lassen sich Schutz und Nutzung kombinieren.
Die Biodiversitätskrise darf nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden. Mit einem Ja zur Biodiversitätsinitiative können wir im September dafür sorgen, dass der Schutz der Biodiversität endlich mit der erforderlichen Ernsthaftigkeit angegangen wird.
Es ist in unserem ureigenen Interesse, unsere Lebensgrundlage für uns und die nächsten Generationen zu sichern. Mit einem Ja am 22. September ermöglichen wir pragmatische und nötige Massnahmen, um die Biodiversität zu schützen – ohne dass wir damit unsere Ernährungsversorgung schwächen.