Der Schlüssel für die Mitgliedergewinnung
Hoch über dem Delsberger Becken liegt das Naturfreundehaus Retemberg. Es ist das Herz der Sektion Vicques, die es hütet und pflegt – wohlwissend wie Verlust sich anfühlt.
Die Sonne rückt das Naturfreundehaus Retemberg an diesem Sommernachmittag ins beste Licht. Tritt man das erste Mal auf den mit Holztischen bestückten Vorplatz, fällt einem sofort die grosszügige Terrasse des Hauses ins Auge. Die Fassade und die Balken des Hauses wurden kürzlich in Fronarbeit renoviert. Unterstützt wurden die Arbeiten von Zivildienstleistenden der Naturfreunde Schweiz (NFS) und einem finanziellen Zuschuss aus dem Häuserfonds der NFS. Im Innern befinden sich eine Küche, in der Verpflegung für 60 Personen bereitgestellt werden kann, zwei Speisesäle für 30 bzw. 60 Personen sowie 11 Zimmer und ein Massenschlag mit insgesamt 65 Betten. Draussen, unmittelbar neben dem Haus, gibt es eine Grillstelle und diverse Spielmöglichkeiten. In der Nähe führt ein Pfad vorbei, die meisten Wander:innen legen beim Haus eine kurze Pause ein. Die Grenzen zu den Kantonen Solothurn und Basel-Landschaft sind beide nur wenige Meter entfernt.
Sektionspräsidentin Séverine Mouttet, Vize-Präsidentin Sandra Parra, Marie-Jo Zannato, die sich um gastgeberische Aufgaben für die Logiergäste kümmert, und der ehemalige Sektions- und heutige Ehrenpräsident Michel Fromaigeat stellen das Haus vor. «Es ist ein sehr praktisches Haus, was die Zimmer und die Küche betrifft. Ausserdem hat es moderne Duschen, was keine Selbstverständlichkeit ist. Das schätzen die Gruppen, die das Haus mieten, sehr.» erzählt Marie-Jo Zannato. Die Besuchenden kämen vor allem wegen der Lage mitten in der Natur. Unter der Woche reservieren meist Schulklassen aus dem nahen Baselbiet oder Familien-, Geburtstags- und Hochzeitsgesellschaften das Haus. Über das Wochenende ist das Retemberg auch für Tagesgäste geöffnet. Zwei bis fünf Sektionsmitglieder nehmen dann ihren Hüttendienst wahr. Als Mitglied der Sektion Vicques zahlt man, ausser der Abgabe an den Landesverband der NFS, keinen Mitgliederbeitrag. Dafür wird man an zwei bis drei Wochenenden im Jahr für die Bewartung eingeteilt. Das ist keine Pflicht, wird aber von den meisten Mitgliedern so eingehalten.
Im gleichen Jahr wie die Sektion Vicques gegründet wurde, wurde auch das Haus Retemberg gebaut. «Ich war an der Gründerversammlung der Sektion dabei, das war 1966.» Michel Fromaigeat erzählt, wie man sich damals erst mit der Burgergemeinde von Vicques darüber einigen musste, ob die Sektion das Land zum Hausbau kaufen und nutzen durfte. Er war damals 21 Jahre alt und stand bei der ersten Präsidentenwahl noch hinten an, liess den Älteren den Vortritt. Er bekleidete verschiedene andere Funktionen im Vorstand, bis er später doch noch in Amt und Würden gewählt wurde. Heute ist neben ihm nur noch eine Person aus der Gründungsriege mit dabei. Die Sektion, die sich damals vor allem aus Mitgliedern einer sozialistischen Bewegung zusammensetzte, machte sich gleich ans Werk. Es war kaum Infrastruktur vorhanden und entsprechend musste man sich um vieles kümmern. Als das Haus dann einige Jahre stand und man sich eingelebt hatte, kam der Schicksalstag des 1. August 1971. Das Haus brannte komplett nieder. Allen war klar, dass sich die Sektion über das Haus definiert, deshalb machte man sich sofort an den Wiederaufbau.
«Das Haus ist der Schlüssel, um neue Mitglieder zu gewinnen» bestätigt Séverine Mouttet. 2023 hat sie das Präsidium der Sektion übernommen. Hat man Hüttendienst, lädt man seine Bekannten ein und macht so über Mund-zu-Mund-Propaganda weiter Werbung für die Sektion. Zwei Mal pro Jahr ist grosser Putztag. Die Mitglieder nehmen motiviert teil, was augenzwinkernd erwähnt auch mit dem tollen Mittagessen zu tun haben könnte. Das Retemberg soll auch Treffpunkt sein für das nächste interkantonale Treffen der jurassischen Sektionen 2025. Ein Gefäss, welches nach Jahren des Dornröschenschlafs wiederbelebt werden soll.
Das Haus kann ganzjährig von Gruppen von montags bis freitags gemietet werden. Gemeinnützige Gruppen wie Schulen, Sportvereine und Jugendgruppen können das Haus zusätzlich auch an den Wochenenden mieten. An den Wochenenden ist das Haus bewartet und es gibt einen Restaurant-Betrieb.
Das Haus verfügt über 65 Betten in einem Massenlager sowie 11 Zimmern mit 3, 4 und 10 Betten. Rund ums Haus gibt es weitläufige Wiesen und Wälder, Spielplätze sowie einen öffentlichen Grillplatz. Alle Informationen unter: retemberg.ch
Sandra Parra, die seit diesem Jahr Vizepräsidentin der Sektion ist, berichtet vom wichtigsten Anlass im jährlichen Sektionskalender: «Ich bekomme im Vorfeld immer wieder Anrufe und Nachrichten. Findet es nun statt? Können wir vorbeikommen? Es ist der wichtigste Anlass jedes Jahr hier oben!» Gemeint ist das Bergfest. Dieses findet jeweils am ersten Sonntag im September statt. Viele Besuchende werden erwartet, man feiert den Zusammenhalt, die Sektion und das Haus.
Séverine Mouttet definiert klare Ziele für die Sektion: «Noch zwei bis drei Familien mehr und noch mehr Aktivitäten, insbesondere für die Jungen in unserer Sektion und solche, bei denen auch die Öffentlichkeit eingeladen ist, um uns noch bekannter zu machen.» Die Solidarität in der Sektion werde auch ins Dorfleben weitergetragen. Treffe man sich unterwegs, halte man einen Schwatz und organisiere gleich den nächsten gemeinsamen Besuch beim Haus. «Covid hat die Arbeit unserer Sektion beeinträchtigt, ich schätze uns sehr glücklich, dass wir gestärkt daraus hervorgegangen sind», berichtet Séverine weiter. Wie zufrieden sind die Sektionsverantwortlichen mit der Gesamtsituation – auf einer Skala von 1 bis 10? Nach einer gleichzeitigen und einhelligen «10!» ergänzt Séverine Mouttet: «Ich hoffe, es bleibt möglichst lange so, wie es gerade ist!»