Impuls des Co-Präsidenten
Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund Seit knapp einem Jahr lebe ich in Kosovo und bin fasziniert von diesem Land. Zwar ist es mit grossen Herausforderungen konfrontiert, es […]
Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund
Seit knapp einem Jahr lebe ich in Kosovo und bin fasziniert von diesem Land. Zwar ist es mit grossen Herausforderungen konfrontiert, es hat aber auch grosse Potenziale. Eines davon sind seine unberührten Berge. Abseits der wenigen touristischen Hotspots findet man dort Wildnis pur: keine Strommasten, keine Gondelbahnen, keine Bergrestaurants. Die Viehwirtschaft endet wenige Kilometer hinter den Dörfern. Stattdessen bieten sich atemberaubende Ausblicke und eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.
Das Wandern ist hier noch echtes Abenteuer. Es gibt kaum Wegweiser und Kartenmaterial. Sogar die Wege selbst hören meistens irgendwann ohne Vorwarnung auf – typische «Holzwege» halt. Unter allen Wanderungen, die ich hier unternommen habe, gab es erst eine einzige, an der wir uns nicht durch Bachläufe oder steile Wälder hinab wieder zum Ausgangspunkt durchkämpfen mussten.
Dass einem die Natur nicht wie auf dem Servierteller präsentiert wird, kommt auch daher, dass die Beziehung zu ihr hier eine andere ist. Die Natur ist für grosse Teile der Landbevölkerung auch heute noch eine Ressource, die für das Überleben gebraucht wird. Sie liefert Holz zum Heizen und Futter für das Vieh.
Angesichts dessen erstaunt es auch nicht, wenn die Natur vielerorts zwanglos als Abfalldeponie genutzt wird. Der Gedanke, dass dies den Tourismus beeinträchtigen könnte, ist vielen fremd. Der rechtliche Rahmen und die Infrastruktur hinken dem wachsenden Konsum hinterher.
Allerdings gibt es eine wachsende Anzahl Kosovar:innen, die das ändern wollen. Sie haben realisiert, dass man die Natur auch weiterhin braucht, selbst wenn man sein Geld hinter dem Computer verdient. Sie sehen die natürliche Schönheit ihres Landes mit anderen Augen als die Generation davor. Dank ihrer Initiative werden sich in den kommenden Jahren positive Entwicklungen ergeben.
Übrigens: Einen Beitrag dazu, die Liebe zur Natur im Kosovo zu beflügeln und eine intakte Natur zu erhalten, leisten auch die Naturfreunde Kosovo (Miqtë e Natyrës së Kosovës), die Ende März 2024 gegründet wurden. Ihr Präsident ist ein schweizerisch-kosovarischer Doppelbürger: Bujar Berisha, Mitglied der Naturfreunde Schweiz und Pächter des NFH Brünig. Wenn alles gut läuft, empfangen Sie die Naturfreunde Kosovo schon bald zu einem abenteuerlichen Wanderurlaub in der unberührten Natur!