Gärtnern ohne Gift
Bald gehts wieder los mit dem Gärtnern im Garten oder auf dem Balkon. Wer bei dieser schönen Tätigkeit etwas für die Biodiversität tun will, achtet nicht […]
Bald gehts wieder los mit dem Gärtnern im Garten oder auf dem Balkon. Wer bei dieser schönen Tätigkeit etwas für die Biodiversität tun will, achtet nicht nur auf die Auswahl der Pflanzen, sondern verzichtet auch komplett auf Pestizide. Denn mit jedem sogenannten Unkraut oder Schädling, dem mit Gift der Garaus gemacht wird, sterben auch unzählige tierische und pflanzliche Nützlinge und Mikroorganismen. Pestizide verseuchen ausserdem Böden und Gewässer auf Jahrzehnte hinaus und führen dort zu gefährlichen und unkontrollierbaren Mischreaktionen. Aktuell geht vom gesamten Pestizidverbrauch in der Schweiz 10 Prozent auf Privatgärten zurück – zwar wird die Verwendung durch Privatpersonen voraussichtlich zukünftig erschwert, verbieten will die Politik das private Giftmischen jedoch leider nicht.
Verboten ist einzig die Anwendung von Herbiziden auf Strassen, Plätzen und Wegen – auch den privaten im eigenen Garten. Wer also Pflanzen loswerden will, die zwischen Steinplatten emporwachsen, muss von Hand jäten, auf eine Heisswasserbehandlung zurückgreifen, sie abflammen oder mechanisch entfernen. Man sollte sich jedoch die Frage stellen, ob diese Pflanzen wirklich alle verschwinden müssen. Denn unter diesen sogenannten Ruderalpflanzen, die nur dort wachsen, wo es wenig Humus hat, gibt es unzählige Sorten, die auf genau diesen Lebensraum angewiesen sind. Reisst man sie aus, erweist man der Biodiversität einen Bärendienst. In den Beeten hilft neben Jäten Mulch gegen sogenannte Unkräuter. Das kann etwa Häcksel, Stroh oder Rasenschnitt sein – am nachhaltigsten ist es, wenn Material aus dem eigenen Garten verwendet wird.
Damit Nutz- und Zierpflanzen im Biogarten schön gedeihen und von Schädlingen möglichst verschont bleiben, sind die Auswahl und das Nebeneinander der Pflanzen die entscheidenden Faktoren. Zu beachten ist etwa die Höhenlage von Garten oder Balkon, die Beschaffenheit des Bodens, die Robustheit einer bestimmten Sorte, die Stärke der Sonneneinstrahlung, die Regenmenge und – bei einjährigen Pflanzen – wechselnde Standorte. Die Pflanzen müssen dem Garten angepasst werden, nicht umgekehrt. Wichtig sind natürliche Pflanzengemeinschaften und sich ergänzende Mischkulturen. Wer etwa Lavendel neben Rosen setzt, hat weniger Blattläuse, Sellerie mag gerne Lauch neben sich, Kartoffeln wachsen nicht gerne neben Tomaten. Tagetes, Borretsch, Korn- und Ringelblumen am richtigen Ort zwischen das Gemüse gepflanzt, können Schädlinge abwehren, den Boden lockern und vor allem Bestäuber anziehen. Die richtigen Kombinationen finden sich in guten Biogarten-Ratgebern.
Biodiversität hört am Beetrand nicht auf. Ein Garten braucht auch Bäume, Sträucher, Asthaufen, Blumenwiesen und Kiesflächen, damit sich auch Nützlinge wie Spinnen und Ohrwürmer, Blindschleichen und Igel, Vögel und Fledermäuse wohlfühlen – schlicht ein intaktes ökologisches Gleichgewicht.
Und ja, es gibt auch Wühlmäuse, Schnecken und Mehltau im Biogarten. Doch es gibt auch für jedes Problem eine biologische Lösung. Und jede ist besser als der Einsatz von Gift im Garten.
Marie-Luise Kreuter
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