Gemeinsam aktiv bleiben
Die Naturfreunde Werdenberg sind dank ihres langen Wirkens in der Region zu einem besonderer Anlaufpunkt geworden, der gerade älteren Menschen neue Freundschaften und aktive Erlebnisse in der Natur schenkt.

Die Gründung der Naturfreunde-Sektion Werdenberg im Jahr 1918 fiel in eine Zeit grosser Herausforderungen – mitten in die Pandemie der Spanischen Grippe und die damit verbundenen Versammlungsverbote. Doch diese anfänglichen Schwierigkeiten konnten den Pioniergeist der Naturbegeisterten nicht bremsen. Im Gegenteil: Seit nunmehr über 100 Jahren ist «Berg Frei!» in Werdenberg ein Ausdruck ihrer lebendigen und unerschütterlichen Tradition.
Heute zählt die Sektion Werdenberg rund 50 aktive Mitglieder. Ein beeindruckendes Zeichen ihrer Lebendigkeit sind die regelmässigen Wanderungen, an denen sich jeweils rund die Hälfte der Mitglieder beteiligt – eine absolute Traumteilnahmequote!
Ein Blick auf die Altersstruktur der Sektion zeigt eine besondere Konstellation: Präsidentin Simone Rohrer, Jahrgang 1972, ist die Jüngste im Bunde. Das älteste Mitglied, geboren 1929, ist nach wie vor sehr aktiv dabei und ein weiteres Mitglied (Jahrgang 1934) feiert dieses Jahr sein 75-jähriges Jubiläum bei den Naturfreunden. Simone Rohrer berichtet, dass der Verein gerade auch für viele Witwer und Witwen zu einem wertvollen Anker geworden sei, wo sie neue Freundschaften schliessen und die Gemeinschaft in der Natur unbeschwert geniessen könnten. Gerade für ältere Generationen bietet der Verein eine ideale Plattform, um aktiv zu bleiben und die Schönheit der Umgebung zu erleben.
Die Sektionspräsidentin selbst ist seit ihrer Kindheit eng mit den Naturfreunden verbunden. Sie erinnert sich an eine Zeit, in der viele Familien mit Kindern in der Sektion aktiv waren und spezielle Familienaktivitäten das Vereinsleben prägten. Lange Zeit besass die Sektion sogar ein eigenes Haus, das rege genutzt wurde. Doch vor gut zwölf Jahren musste dieses aufgegeben werden, da die abgelegene Lage und die damit verbundene Logistik nicht mehr tragbar waren.
Obwohl sich die Sektion Werdenberg in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat, fühlt sich die Simone Rohrer nach wie vor sehr wohl. Seit 1984 ist sie Mitglied, auch wenn es Phasen gab, in denen sie nicht aktiv dabei war. 2013 übernahm sie das Amt der Aktuarin und 2014 die Präsidentschaft – ein Amt, das in ihrer Familie Tradition hat, denn bereits ihr Vater stand der Sektion vor.
Ein unvergessliches Ereignis in der Geschichte der Sektion war die Feier zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2018, an der 66 Personen teilnahmen. Gemeinsam wanderten sie von Walenstadt nach Quinten zum gemeinsamen Mittagessen, von wo aus es mit Schiff und Zug zurückging.
Anlässlich dieses besonderen Events blätterten Simone Rohrer und ihr Ehemann Hans Rothenberger in den alten Versammlungs- und Tourenbüchern der Sektion. Dabei kamen allerhand spannende Anekdoten zum Vorschein, wie zum Beispiel diese hier: Bei einer Gemsler-Besteigung verlor ein Vereinsmitglied seinen Schuh in einer Bergspalte und musste den Gipfel schliesslich barfuss erklimmen – das nennt man Durchhaltewillen!
Mehr als ein Verein
Die Organisation der abwechslungsreichen Wanderungen liegt hauptsächlich in den Händen des Vorstands. Dies stellt mittlerweile eine beachtliche Herausforderung dar, denn das Ziel ist es stets, unbekannte und reizvolle Ziele zu finden. Angesichts der langjährigen Wandererfahrung vieler Mitglieder ist dies keine leichte Aufgabe. Doch gerade diese Suche nach Neuem und die Möglichkeit, Bekanntes aus einer neuen Perspektive zu erleben, machen jede Wanderung zu einem besonderen Erlebnis.
Hans Rothenberger zeigte sich anfänglich skeptisch, mit einer grossen Gruppe unterwegs zu sein, doch die Erfahrung belegt, dass trotz unterschiedlicher Gehgeschwindigkeiten alle am Ende gemeinsam ankommen. Die Möglichkeit, zwischen den Gruppen zu wechseln und mit verschiedenen Mitgliedern ins Gespräch zu kommen, bereichert das Gemeinschaftserlebnis für ihn sehr.
«Das Gesellige ist wunderbar», meint auch Sektionspräsidentin Simone Rohrer, «Es gibt Spiele oder man diskutiert bei einem Schlummertrunk – das ist sehr bereichernd, besonders wenn die unterschiedlichen Generationen zusammenkommen.» Das Präsidentenamt erfordert zwar viel Engagement, doch die Dankbarkeit und die positive Resonanz der Mitglieder sind für Rohrer eine immense Genugtuung und machen den Aufwand allemal wert.
Die Naturfreunde Werdenberg sind somit mehr als nur ein Verein – sie sind eine lebendige Gemeinschaft, die seit über einem Jahrhundert die Freude an der Natur und die Verbundenheit untereinander pflegt.
E-Mail: simone.rohrer1@gmail.com
Mitglieder: 49