Hier steckt viel Natur in der Kultur
Das Kunst- und Naturfreundehaus Brünig ist ein Ort des Ausprobierens und Machens. Auch die Gäste können sich hier einbringen, oder einfach die einzigartige Atmosphäre hier geniessen.
Natur und Kultur wurden früher in den Kulturwissenschaften als Gegensatzpaar verstanden. Unter Kultur verstand man – vereinfacht gesagt – alles, was vom Menschen geschaffen war, unter Natur dagegen das, was der Mensch nicht berührt und nicht verändert hat. Im Laufe des sogenannten Anthropozäns, also dem Zeitalter, in dem sich der Mensch die Erde untertan gemacht hat, sprich sie rücksichtslos ausbeutet, musste diese Unterscheidung fallen gelassen werden. Heute betrachtet man vielmehr die Beziehung zwischen Natur und Kultur und stellt sich Fragen wie: Welchen Einfluss hat eine bestimmte Kultur auf die Art, wie sie Natur wahrnimmt und definiert? Oder: Wie viel Natur, bzw. natürliche Bedingungen stecken in einer bestimmten Kultur und wie verändert sich diese, wenn sich die Natur verändert, bzw. zerstört wird?
Dass sich Natur und Kultur gegenseitig bedingen, aber auch gegenseitig befruchten können, erlebt man im Kunst- und Naturfreundehaus Brünig sehr schön. Seit gut vier Jahren werden hier, mitten in wunderbarer Natur, nicht nur Gäste beherbergt, sondern auch Kunst – die eine Spezialform von Kultur darstellt – gemacht. Beides läuft offenbar sehr gut, wie die Gastgebenden Liliane Bürli und Bujar Berisha berichten, die beide auch als Künstlerin und Künstler tätig sind. So kommen neben Jakobsweg-Pilger:innen und vielen anderen Wander:innen, die ein Bett für die Nacht suchen, beispielsweise auch Musiker:innen auf den Brünig, die hier im hauseigenen Tonstudio eine Platte aufnehmen wollen. Geplant sind zudem auch Kunstresidenzen im Haus, sprich längere Aufenthalte von Künstler:innen, die hier an ihrem Werk arbeiten und deren Kost und Logis von einer Stiftung übernommen wird. Liliane Bürli und Bujar Berisha organisieren im Kultur- und Naturhaus Brünig und in seiner näheren Umgebung für die Gäste des Hauses und weitere Interessierte aber auch Lesungen, Ausstellungen und kleine Festivals. So entsteht ein buntes, vielfältiges Treiben im und ums Haus, das den Besuch im Naturfreundehaus Brünig einzigartig macht. Leben in die Bude bringen auch die Zwillinge von Liliane Bürli und Bujar Berisha, die beiden Hauskatzen und die sogenannten Workaways – junge Menschen aus der ganzen Welt, die für Kost und Logis im Haus oder im entstehenden Permakulturgarten mitanpacken.
Neben ihrer Leidenschaft für Kunst sind Bujar Berisha und Liliane Bürli aber auch aufmerksame Gastgebende für alle, die etwas anderes als einen 08/15-Aufenthalt wünschen. So ist im Naturfreundehaus Brünig das Ess- auch gleichzeitig ein Wohn- und Musikzimmer und beherbergt den Familientisch der Gastgebenden. Gekocht wird vegan oder vegetarisch und die Zimmer sind selbst für ein Naturfreundehaus schlicht. Auch die Duschen waren bis anhin spartanisch, gegenwärtig wird ein zweites Badezimmer eingebaut, das die Sanitäranlagen des Hauses gesamthaft etwas aufmöbeln wird.
Schlicht und trotzdem dicht
Die Schlichtheit ist im 1949 gebauten und später um einen Anbau erweiterten Brünighaus Programm. Denn erstens ist es ein Naturfreundehaus und soll es auch bleiben, und zweitens ist Nachhaltigkeit auch für Bujar Berisha und Liliane Bürli ein grosses Anliegen. So soll die Infrastruktur einfach bleiben und wenn geändert, dann ökologisch optimiert werden. So sind beispielsweise Solarpanels auf dem Hausdach angedacht, um mit der daraus gewonnenen Energie dereinst das Wasser zu heizen.
Dicht sind im Kunst- und Naturfreundehaus Brünig dagegen die Möglichkeiten für soziale Begegnungen und den Austausch, die vielfältigen kulturellen Anregungen, die den Blick auf die Welt verändern können und die Angebote, die den Gästen gemacht werden, selbst tätig zu werden – sei es künstlerisch, handwerklich oder sozial. Nachhaltigkeit, daran darf gerne immer wieder erinnert werden, hat neben der ökologischen sowie der ökonomischen auch eine soziale Dimension. Nachhaltig ist demnach auch, wenn den Menschen sowohl genug Nahrung für den Bauch, wie auch für den Kopf und die Seele zur Verfügung steht. Und wenn sie auch noch eingebunden sind in eine Gemeinschaft und daraus heraus tätig werden können.
Im Kultur- und Naturfreundehaus Brünig ist dies alles gegeben. Es gibt etwas feines, nachhaltiges zu Essen, geistige Anregung und wer möchte, wird rasch Teil der sich dauernd verändernden, anregenden sozialen Gemeinschaft in diesem Haus.
Das Haus ist ganzjährig geöffnet und an sieben Tagen pro Woche bewirtet. Es verfügt über 27 Betten in 2er- bis 6er-Zimmern. Die Übernachtung kostet für Mitglieder der Naturfreunde ab 32 CHF, für Nichtmitglieder ab 42 CHF, Frühstück gibts für 15 CHF und ein 3-gängiges Nachtessen für 27 CHF.
Alle Informationen unter: berghostels.ch
Hier gehts zur Künstlerwebsite von Liliane Bürli und Bujar Berisha: diediebe.ch