Impuls der Co-Präsidentin
Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund Schon im Januar, noch dazu nach einer Kälteperiode, haben sich in den Töpfen auf meinem Balkon die ersten grünen Spitzen gezeigt. Was […]
Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund
Schon im Januar, noch dazu nach einer Kälteperiode, haben sich in den Töpfen auf meinem Balkon die ersten grünen Spitzen gezeigt. Was ich dort im Spätherbst genau gepflanzt hatte, wusste ich nicht mehr genau, doch ich freute mich unheimlich über das keimende Leben. Immer von Neuem bin ich erstaunt über die Kraft der Natur, wenn sie nach einer Ruhephase langsam wieder auf Touren kommt.
Doch hat hier vielleicht auch die Kraft der Menschen hineingespielt? Wie haben die Naturfreunde Deutschland in ihrer Standortbestimmung zuhanden der Naturfreunde Internationale im vergangenen Herbst geschrieben: «Der Mensch ist seit dem Industriezeitalter zur stärksten Naturgewalt gewachsen und die Klimakrise zeigt, dass die Menschheit zum bestimmenden Faktor geoökologischer Prozesse geworden ist.» Dem kann nicht widersprochen werden. Es erreichen uns zudem Meldungen über die Dimensionen der planetaren Belastungsgrenzen. Auch in der Schweiz werden diese gemäss einem neuen Forschungsbericht von Econcept Zürich bei den CO2-Emissionen, beim Biodiversitätsverlust und bei der Stickstoffbelastung überschritten. Verursacht durch Unternehmen, Verwaltung und Haushalte.
Voilà, wir normalen Menschen gehören auch zu den Verursachenden. Doch was können wir dieser Megaproblematik auf der persönlichen und individuellen Ebene entgegensetzen? Im Grunde genommen einiges, auch wenn es sich angesichts der Dimensionen um Mikromassnahmen handelt. Aber probieren wir es doch, angefangen bei unserem Speisezettel (die Politik lassen wir mal aussen vor).
Wie steht es beispielsweise um die pflanzliche Diversität auf unserem Teller? Einem Hinweis der Welthungerhilfe ist zu entnehmen, dass zwei Drittel unseres Essens aus zwölf Pflanzensorten besteht. Da ist noch Raum für Kreativität. Neben den Haupternährern Weizen, Reis, Mais und Kartoffeln gäbe es Hülsenfrüchte verschiedenster Art und zahlreiche, halb vergessene Gemüsesorten. Der Wieder-Entdeckerlust sind keine Grenzen gesetzt, dies auch dank der Stiftung ProSpecieRara, welche alte Sorten zugänglich macht und sich in der Saatgutpolitik engagiert. Ja, und unbestrittenermassen hilft weniger Fleisch essen dem Klima, denn die weltweit hohe Nachfrage nach tierischen Produkten befördert die Abholzung von Wäldern mit den bekannten Konsequenzen. Ich würde mich freuen, wenn immer mehr Naturfreundehäuser dazu übergehen würden, vegetarische und vegane Gerichte anzubieten und damit ein weiteres, klimafreundliches Signal aussenden.
Und schliesslich: Wir normalen Menschen können den Weltenlauf nicht ändern, aber wir können unsere direkte Umwelt auf dem Balkon, im Garten, auf dem Fensterbrett und in der Küche lustvoll selbst gestalten und pflanzen, pflanzen, pflanzen. Es mag etwas gar simpel erscheinen, aber wenn im privaten Umfeld jede verfügbare Fläche für einheimische Nutz- und Zierpflanzen genutzt wird, gibt es neuen Lebensraum für Bienen, Insekten und allerlei andere Kleinstlebewesen. Auch die Vogelwelt wird es danken und je nach Geschick ernten wir sogar etwas für die Küche, vielleicht gar eine Gemüserarität. Mit der Zeit braucht es dann vielleicht ein Bienenhotel oder einen Nistkasten für die Mauersegler usw. usw. usw. Das sind doch alles schöne Aussichten.