Klein, aber fein
Mit gerade einmal sieben Mitgliedern ist Kreuzlingen die kleinste Naturfreunde-Sektion der Schweiz. Was ihr aber an Grösse fehlt, macht sie mit Enthusiasmus wett.
Es ist zwar klein, aber dafür sehr aktiv: Das Naturfreunde-Grüppchen der Sektion Kreuzlingen trifft sich jeden zweiten Donnerstag im Monat zum Höck im Vereinslokal Bären, um die nächste gemeinsame Aktivität am darauffolgenden Sonntag zu besprechen. Im Oktober wird jeweils das Jahresprogramm für das ganze nächste Jahr festgelegt. Dabei organisiert jedes aktive Mitglied mindestens eine Wanderung oder einen gemeinsamen Ausflug. So ist jeden Monat jemand anderes für die Planung verantwortlich und es kommt ein sehr abwechslungsreiches Programm zustande.
Die Sektion am Bodensee feiert 2024 ihr 100-jähriges Jubiläum – sie wurde also gegründet, noch bevor Kreuzlingen zur Stadt wurde. Kreuzlingen mag mittlerweile zwar eine sehr kleine Sektion sein, doch die drei Vorstandsmitglieder bringen es gemeinsam auf über 150 Jahre Erfahrung bei den Naturfreunden!
«Ich wurde schon im Rucksack auf die Naturfreunde-Wanderungen mitgenommen!», meint Präsident Christian Haenni lachend. Mit zwölf Jahren wurde er dann Jungmitglied und ist seither dabei geblieben. Mittlerweile ist er Sektionspräsident, wie schon sein Vater vor ihm – doch eigentlich hatte er nicht vor, in dessen Fussstapfen zu treten: «Ich wurde zuerst von unserem Kassier gebeten, seine Nachfolge zu übernehmen und nur kurze Zeit später vom Präsidenten. Ich habe mich dann schliesslich für den Job als Kassier entschieden – ein Verein kann auch ohne Präsidenten überleben, aber nicht ohne Kassier. Irgendjemand muss sich um die Finanzen kümmern!» Und so hat die kleine Sektion einige Jahre lang sozusagen auf Sparflamme überlebt. «Später hat sich dann Günter als Aktuar gemeldet und Erika hat die Kasse übernommen und dann waren wir endlich wieder ein vollständiger Vorstand und ich wurde quasi zum Präsidenten hochgestuft», erzählt er schmunzelnd.
Seit der Wiedergründung vor einigen Jahren ist Christian Haenni auch im Vorstand des Naturfreunde-Kantonalverbands Thurgau. Dieser umfasst die Sektionen Arbon, Frauenfeld, Kreuzlingen und Romanshorn. Diese Sektionen gehen jedes Jahr gemeinsam auf die kantonale Frühlingswanderung, wobei jedes Jahr eine andere Sektion die Wanderung organisiert.
Erika Uchaly-Segato ist offiziell seit 1966 Mitglied bei den Naturfreunden, doch auch sie war schon als Kind mit ihren Eltern dabei. «Als ich noch ein Kind war, sind wir oft in Naturfreundehäusern in den Ferien gewesen: Im Winter auf der Schwägalp am Säntis, im Sommer im Seegüetli am Schwendisee. Da waren ganz viele Naturfreunde dabei! Es wurde gemeinsam gekocht in riesigen Töpfen und alle haben zusammen gegessen. Wir Kinder wurden geschickt, um Beeren zu pflücken und dann haben wir natürlich auch viele Ausflüge gemacht», schwärmt sie von damals.
Ein wertvolles Beziehungsnetz
In den 1970er- und 1980er-Jahren organisierten die Naturfreunde Kreuzlingen regelmässig Skirennen speziell für die jüngeren Mitglieder. Es gab Veranstaltungen im Bündner Skigebiet Grüsch-Danusa, beim Naturfreundehaus Kaien ob Rorschach oder auch mal im liechtensteinischen Malbun. Dabei gab es einen besonderen Wanderpokal zu gewinnen. Wer den Pokal dreimal gewann, durfte ihn behalten. «Meine Tochter hat ihn heute noch bei sich stehen», erzählt Erika Uchaly-Segato stolz lächelnd.
Auf die Frage hin, was sie all die Jahre bei den Naturfreunden gehalten hat, meint sie ohne zu zögern: «Man kommt mit Leuten zusammen, wunderbaren Leute mit den gleichen Interessen. Da kann man auch mal spontan einen Ausflug zusammen machen. So etwas ist sehr wertvoll!»
Günter Welte sieht das etwas pragmatischer: «Ich bin zu bequem, um auszutreten», meint er augenzwinkernd. «Ich bin dabei, seit ich zwölf Jahre alt war.» Günter Welte feiert dieses Jahr fünfzig Jahre bei den Naturfreunden Schweiz und war zuvor schon 14 Jahre bei den Naturfreunden Deutschland Mitglied. Gemeinsam mit Christian Haenni hat er die Ausbildung zum Wanderleiter gemacht. Er weiss also, worauf man beim Organisieren einer Wanderung achten muss.
Allerdings sind die Ausflüge der kleinen Gruppe mittlerweile meist keine anspruchsvollen Bergtouren mehr, sondern eher gemütliche Spaziergänge zwischen ein bis zwei Stunden, damit alle teilnehmen können. Erika Uchaly-Segato, die nicht mehr ganz so gut zu Fuss unterwegs ist, meint dazu: «Manchmal stosse ich auch erst später zur Gruppe dazu und treffe sie dann am Zielort.» Die Sektion organisiert daher auch gerne mal Ausflüge mit dem Schiff oder Führungen durch Museen. Der beliebteste Programmpunkt ist die traditionelle Winterwanderung zum Fondueplausch. Hier können die Teilnehmer:innen entweder gemeinsam zur Käserei wandern oder einfach direkt beim kulinarischen Teil des Ausflugs einsteigen. Diese Exkursionen ziehen immer besonders viele Teilnehmende an, denn die Sektion Kreuzlingen freut sich immer über Gäste und potenzielle neue Mitglieder.