Kleines Haus – ganz gross
Ruhige Lage, wunderbare Aussicht und ein kompakter, praktischer Innenausbau – das Naturfreundehäuschen Stampf wartet mit vielen Vorzügen auf. Die Naturfreunde Steffisburg wussten also, was sie taten, als sie sich über dem Thunersee eine Bleibe errichteten.
Wie könnte man sich nicht auf den ersten Blick in das knuffige Naturfreundehaus Stampf verlieben? Gebaut im klassischen Chalet-Stil steht das Häuschen in sich ruhend hoch über dem Thunersee, den Blick in Richtung Stockhorn gerichtet. Die Aussicht auf den See überlässt es mit vornehmer Zurückhaltung anderen Häusern in der Umgebung. Im Sommer steht der Stampf in einem Weide- und im Winter in einem Skigebiet. Ganzjährig befindet er sich überdies in einem beliebten Wandergebiet. Vom Haus aus gelangt man in gut zwei Stunden auf das Rothorn, einem der bekanntesten Aussichtspunkte der Gegend. Erreichbar ist der Stampf mit dem Postauto vom See herkommend innerhalb eines knapp halbstündigen Fussmarsches ab der Endstation.
Origineller, «sicherer» Schlafsaal
Vor dem Haus breitet sich eine grosszügige Sonnenterrasse mit Grillstelle und Brunnen aus. Und sah der Stampf von aussen erst noch wie ein Spielhaus aus, wirkt er im Inneren doch recht geräumig und man kann sich gut vorstellen, auch mit einer grösseren Gruppe hier zu verweilen. Tatsächlich verfügt das Haus über 24 Schlafplätze und im Aufenthaltsraum können sich bis zu vierzig Personen versammeln. An den grossen Aufenthaltsraum grenzt die Selbstkocherküche, praktisch eingerichtet mit allem, was es braucht. Mutige kochen und backen darin mit dem Holzofen, für Vorsichtige steht auch ein Elektroherd bereit. Geheizt wird der Stampf mit Holz aus der Umgebung, das die Sektion immer am Holzer-Tag im Herbst selbst spaltet. Die beiden Öfen im Aufenthaltsraum und in der Küche müssen dabei für das ganze zweistöckige Haus reichen (und tun das auch). Im Keller befinden sich die Sanitäranlagen. Hier ist Einfachheit Trumpf. Für die, die es gerne etwas wärmer haben, gibt es kleine Heizstrahler. Alle anderen beeilen sich und sind dabei gleichzeitig äusserst ressourcenschonend unterwegs.
Das Spezielle am Naturfreundehaus Stampf ist aber der Schlafsaal. Er reicht über die gesamte Fläche des Hauses und ist unterteilt in kleine, teils zweistöckige Kojen aus Holz, in denen man durchaus Privatsphäre findet. Eine geniale Lösung, die den Raum gut strukturiert und nicht zu Flächenverlust führt, wie es mehrere kleine Räume täten. Beliebt ist dieser Schlafsaal insbesondere auch bei Lehrerinnen und Lehrern, die mit Schulklassen im Stampf weilen. Sie berichteten, dass sie nie Ärger mit neugierigen geschlechterübergreifenden Besuchen der Schulkinder hätten, weil das in diesem Saal schlicht nicht möglich sei, erzählt die langjährige Hüttenverantwortliche Christine Würsten.
Das Naturfreundehaus Stampf – ein Haus mit Geschichte und Geschichten
1945 von der Sektion Steffisburg gebaut, einmal umgebaut und mit viel Liebe und Hingabe all die Jahre erhalten und gepflegt ist der Stampf der ganze Stolz der Sektion, die sich hier über das Jahr für diverse Aktivitäten, das Hüttenputzen, den Stampfjass sowie den Hüttenhöck und manchmal mit Besuchenden anderer Berner-Oberländer-Sektionen trifft. Einmal jedoch ist den Hüttenverantwortlichen die Freude an der Hütte, oder besser an der Wiese davor, fast vergangen. Das war vor etwa zwei Jahren, als Pauli in der frisch gesäten Wiese sein Unwesen trieb. Über Nacht hatte der Schelm die grüne Matte in eine braune Motocross-Piste für Zwerge verwandelt. Das kam beim Sektionspräsidenten nicht gut an und er machte sich an den Rückbau der Piste und die Wiederherstellung der grünen Matte. Womit Pauli seinerseits – wenig überraschend – seine liebe Mühe hatte und sich wieder ins Zeug legte, um seine persönliche Vorstellung einer perfekten Wiese zu realisieren. Am Ende konnte der Konflikt zwar nicht einvernehmlich, aber doch relativ einfach und pfleglich dank eines Ultraschall-Maulwurfvertreibers beigelegt werden. Seither blieb der Rasen vor dem Stampf grün. (Anm. d. Autorin: Pauli hatte sich selbstredend nicht selbst als Pauli vorgestellt. Er erhielt diesen Rufnamen vom geplagten Präsidenten, der mit dieser einfachen Massnahme den Gegner etwas fassbarer machte, der zuvor doch ganz aus der Anonymität heraus operiert hatte.)
Der Stampf gehört definitiv zu den Bijous unter den Naturfreundehäusern. Klein, fein und dazu an hervorragender Lage stehend. Nicht von all diesen Vorzügen überzeugen muss man Christine Würsten und Karin Ryter, ehemalige Sektionspräsidentin und ehemalige Präsidentin des Naturfreunde-Kantonalverbands Bern. Den beiden ist die Verbundenheit mit dem Stampf deutlich anzuhören. Und sie wissen: Wenn die Wände dieses Naturfreundehauses sprechen könnten, würden sie eine Menge wundervoller Geschichten über Naturfreundeerlebnisse im Stampf erzählen.
Das Haus kann ganzjährig gemietet werden. Es verfügt über 24 Betten in einem Massenschlag und eine Selbstkocherküche. Die Übernachtung kostet für Mitglieder der Naturfreunde 12 CHF. Alle Informationen unter stampf.nfh.ch.
Das Haus liegt an der Wanderroute 326 Sigriswiler Rothorn Panoramaweg, ist Ausgangspunkt für zahlreiche Aktivitäten in der Natur und eignet sich sehr gut für Aufenthalte mit Kindern.