Morgenstund hat Haus im Mund
Im Naturfreundehaus Aurore am Schwarzsee an der Grenze zwischen Fribourg und Bern geben sich Schulklassen und Wanderbegeisterte die Klinke in die Hand. Das Haus ist so schön gelegen, dass viele Gäste seit Jahren immer wieder kommen. Doch nur wer die Einfachheit schätzt und den Luxus in der Natur sucht, ist hier am richtigen Platz.
«Haus an bester Lage», treffender kann man die örtlichen Bedingungen des Naturfreundehauses Aurore am fribourgischen Schwarzsee nicht kurzfassen. Leicht erhöht über dem Nordende des Sees blickt das 1941 erbaute Feriendomizil über das Tal zu den gegenüberliegenden Fribourger Alpen. Die grosse Stunde des Aurore schlägt nicht – wie der Name vermuten liesse – am Morgen, sondern am Nachmittag und Abend, wenn der weite Garten mit Spielplatz und die grosszügige Terrasse sich stundenlang von der Sonne bescheinen lassen können.
Herz und Seele des Aurore ist die Senslerin Annemarie Vonlanthen, die das Haus elf Jahre lang bewirtschaftete und nach einer siebenjährigen Pause nun seit drei Jahren wieder an Bord ist.
Die Gäste schätzen an ihr besonders, dass sie die Region rund um den Schwarzsee bestens kennt und jede Frage nach Wanderungen, Ausflügen und regionalen Gepflogenheiten zuverlässig beantworten kann.
Und was ist aus ihrer Sicht die Voraussetzung, dass man eine solch vielfältige und herausfordernde Tätigkeit wie die einer Hüttenwartin oder eines Hüttenwarts ausüben kann? «Man kann es nur machen, wenn man freundlich sein kann. Freundlichkeit ist etwas vom Wichtigsten. Und man muss offen sein gegenüber den Menschen», sagt Annemarie Vonlanthen bestimmt.
Das Aurore erhielt 1984 einen Anbau mit einer kleinen Einliegerwohnung und im Jahr 2000 wurde die Terrasse neu gemacht. Im Grossen und Ganzen ist das Haus aber noch im Zustand seines Baujahres und damit ein klassisches Naturfreundehaus. Der Innenausbau ist gemütlich, schlicht und funktional, Luxus sucht man vergebens – dafür muss man schon nach draussen und in die Umgebung gehen.
Qual der Wahl
Die Region Schwarzsee liegt gerade noch im nordwestlichen Teil des Naturparks Pays d’Enhaut und damit in einem rundum schönen Wandergebiet. Zu Fuss gelangt man etwa in die Urlandschaft Brecca oder zum Wasserfall Jaun. Gleichzeitig liegt der Schwarzsee aber auch im Naturpark Gantrisch, der hauptverantwortlich ist für die Vermarktung und Bewirtschaftung der Region Schwarzsee. Auch der Naturpark Gantrisch ist ein bezauberndes Wandergebiet, das mit dem Fuss des Kaiseregg direkt vor der Haustüre des Aurore beginnt. Auf den 1820 Meter hohen Berg führt auch eine Seilbahn, deren Talstation direkt hinter dem Aurore liegt. Viele Wanderungen in der Region eigenen sich bestens für Familien mit Kindern, diese kommen ausserdem auf der Sommerrodelbahn auf ihre Kosten, und im Winter ist der Kaiseregg auch ein schmuckes kleines Skigebiet für genügsame Skifahrerinnen und Skifahrer.
Wer lieber den Schwarzsee erkunden möchte und etwas Geduld mitbringt, entdeckt vielleicht einen der Biber, die hier leben, notabene dem zweithöchsten Ort in Europa, an dem der Nager heimisch ist.
Ein Haus, das lebt
Viele Stammgäste aus der Schweiz und Teilen Europas sind seit vielen Jahren regelmässig im Aurore zu Gast. Zudem ist das Haus bei Schulklassen sehr beliebt, wobei sich manche Kinder und Lehrpersonen laut Annemarie Vonlanthen zuerst an die Einfachheit des Hauses gewöhnen müssten.
Weil das Haus nur über zwei Duschen verfügt und die Küche zwar gut eingerichtet, aber eher eng ist, braucht Annemarie Vonlanthen beim Erstellen der Belegungspläne eine gute Portion Fingerspitzengefühl. Allzu viele verschiedene Gruppen gleichzeitig kämen sich wohl leicht in die Quere.
In der Einliegerwohnung hat sich die Hüttenwartin ein Nähstübchen eingerichtet. Hier liegen sauber gefaltet Berge von Kissenbezügen und Leintüchern, die geflickt werden wollen. So ein Haus gebe schon viel zu tun, so die pensionierte Fachfrau Kinderbetreuung. Doch es sei auch ein Privileg, an einem so schönen Ort arbeiten zu können. Und ein Haus müsse schliesslich leben.