Steife Brise oder Flaute?
Die Diskussion um erneuerbare Energie aus Windkraft wird in der Schweiz sehr kontrovers geführt. Insbesondere beim Thema Landschaftsbild entzünden sich die Gemüter rasch und heftig. Um die Bandbreite dieser Debatten zu zeigen, haben wir zwei Exponenten, die sich in ihren beruflichen Tätigkeiten beide ausführlich mit Windenergie auseinandersetzen, die gleichen Fragen zum Thema gestellt. Der Biologe Raimund Rodewald beschäftigt sich als Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hauptsächlich mit dem Erscheinungsbild von Windkraftanlagen in der Landschaft. Felix Nipkow ist Geograf und setzt sich als Leiter Fachbereich erneuerbare Energien bei der Schweizerischen Energie-Stiftung für eine menschen- und umweltgerechte Energiepolitik ein.
Raimund Rodewald
Raimund Rodewald ist Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL-FP.
Ist die Schweiz ein Windenergie-Land?
Ganz klar nein. Zwar bläst der Wind auch bei uns, aber die Nutzung der Windkraft ist aufgrund der Topographie, der dichten Besiedlung und der grossen Landschaftsvielfalt sehr eingeschränkt.
Können Windenergieanlagen und Landschaftsschutz zusammengehen?
Ja, es bedarf aber der Einhaltung klarer Kriterien, die wir in einem Positionspapier entwickelt haben. Die Projekte müssen im Dreieck Sensibilität der Landschaft/Intensität des Eingriffs/Energieproduktion beurteilt werden. Dazu ist die Akzeptanz der Bevölkerung nötig. Im Rheintal, Rhonetal und auf dem Mont Crosin haben wir solche verträglichen Projekte in Zusammenarbeit mit den Anbietern unterstützt.
Sind Windenergie und Artenschutz bei Vögeln gleichzeitig zu haben?
Auch das ist nicht zwingend ein Konflikt, wenn die Standorte sorgfältig ausgewählt und zusammen mit den Schutzverbänden entwickelt werden.
Braucht es Windenergie für die Energiewende in der Schweiz?
Ja, es braucht sie, aber die Möglichkeiten sind im Gegensatz zur Sonnenenergie beschränkt.
Sind private Kleinanlagen eine sinnvolle Investition, um einen Teil des Strom-bedarfs zu decken?
Das kann im Einzelfall durchaus Sinn machen.
Windenergieanlagen haben eine beschränkte Lebensdauer. Wie wirkt sich diese Beschränkung auf ihre Nachhaltigkeitsbilanz aus?
Eine Energieproduktion zum Nulltarif ist nicht zu haben. Daher steht für uns klar die Steigerung der Energieeffizienz im Vordergrund. Wir müssen den Konsum drosseln.
Felix Nipkow
Felix Nipkow ist Leiter Fachbereich erneuerbare Energien bei der Schweizerische Energie-Stiftung SES.
Ist die Schweiz ein Windenergie-Land?
Die Schweiz ist relativ dicht besiedelt, und ein Teil der Landesfläche ist schwer zugängliches Hochgebirge. Windenergie hat aber einen Platz verdient und kann sich sowohl ökologisch als auch ökonomisch lohnen. Die grossen Umweltverbände haben sich schon vor Jahren für 400 Windkraftanlagen ausgesprochen und sind überzeugt, dass ein Ausbau in dieser Grössenordnung ohne Beeinträchtigung von Schutzinteressen möglich ist. Das entspricht ungefähr einer Verzehnfachung der heute installierten Anlagen.
Neugierig geworden? Den kompletten Artikel findest du im Naturfreund 04/21. Abonniere die Zeitschrift ganz einfach über unseren Shop.