Was ist das – Naturfreundschaft?
Der Frage ist nicht anzusehen, dass es hier um keine Selbstverständlichkeit geht. Die ganze Antwort könnte sogar Seiten beanspruchen. Ich mache es kürzer und fange mit […]
Der Frage ist nicht anzusehen, dass es hier um keine Selbstverständlichkeit geht. Die ganze Antwort könnte sogar Seiten beanspruchen. Ich mache es kürzer und fange mit dem Persönlichen an.
Mit ungefähr fünf ist es losgegangen. Vater und Grossvater versuchten sich als Lehrer für alle lebenden und toten Dinge «da draussen» und bald ging es schon um mehr als bloss die sinnlichen Erscheinungen, denn die alle hatten ja auch noch Namen, Funktionen, Bedeutungen. Als ich in die erste Lehre ging, waren wir dicke Freunde, die Natur und ich. Andere sind natürlich auf anderen Wegen mit ihr familiär geworden.
Statistischer Normalfall sind Naturfreundschaften indes ganz und gar nicht. Unser historisches Verhältnis zu Mutter Natur ist von Angst, Feindschaft und Mühsal geprägt. Sie ist zu gross, diese Mutter, sie setzt uns ständig Grenzen, sie ist unberechenbar. Und sie braucht uns nicht. Seit wir auf ihr unterwegs sind, hatten wir immer nur ein Ziel: sie zu bezwingen, zu zähmen. Jetzt haben wir ihr zu viel zugemutet, das Klima signalisiert es. Und trotzdem gibt es – Hélas! – Naturfreundinnen und Naturfreunde, Freundschaft, die auf Egozentrik verzichtet. Wahrscheinlich erwuchs sie aus Einsicht. Darauf darf man stolz sein.
Natur dringt über die Sinne in uns ein. Ein antiker Spruch nimmt das auf und wird dabei vertrackt: «Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war.» Und 1503 aquarellierte Albrecht Dürer ein «Stück Gras». In seiner Zeit unmöglich, ein Stück Dreck, ein Tabubruch. Es gilt als die erste Naturdarstellung. Ich empfehle den Spruch für die Agenda, eine Kopie des Grasstücks für die Wand. Man kann beide auch schenken.