Wilde Pfade, keine wilden Investitionen
Als begeisterter Wanderer suche ich im Sommer stets Zuflucht in den Bergen. Dort oben, im Herzen der alpinen Landschaften, scheint die Zeit stillzustehen – und man atmet […]

Als begeisterter Wanderer suche ich im Sommer stets Zuflucht in den Bergen. Dort oben, im Herzen der alpinen Landschaften, scheint die Zeit stillzustehen – und man atmet endlich auf, im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinn. Für unsere Erholung sind wir alle auf eine intakte und geschützte Natur angewiesen.
Doch genau diese Natur, die wir so sehr lieben, ist heute bedroht. Weltweit werden lebenswichtige Ökosysteme zerstört: Im Amazonasgebiet weichen tropische Regenwälder intensiven Monokulturen, in der Arktis schmilzt das Eis unter dem wachsenden Appetit der Erdölkonzerne. Und das geschieht nicht ohne unsere indirekte Beteiligung: Diese zerstörerischen Projekte werden oftmals von Banken und Versicherungen finanziell unterstützt, die ihren Sitz hier in der Schweiz haben.
Jedes Jahr werden Milliarden Schweizer Franken in Aktivitäten investiert, welche die Klimakrise und den Verlust der Biodiversität vorantreiben. Während sich unsere nationale Wirtschaft allmählich in eine nachhaltigere Richtung bewegt, verschärft unser Finanzplatz weiterhin die Biodiversitäts- und Klimakrise. Die CO₂-Emissionen, die durch diese Investitionen verursacht werden, übersteigen jene im Inland um ein Vielfaches – sie werden auf mindestens das 18-fache geschätzt. Dies ist eine widersprüchliche Situation und sie ist inakzeptabel.
Und die Auswirkungen sind bereits hier bei uns spürbar. Die Schweiz erwärmt sich doppelt so schnell wie der weltweite Durchschnitt – seit der Periode
1871–1900 ist die Temperatur um 2,8 C gestiegen. Die Klimakrise zeigt sich in trockeneren Sommern, extremen Niederschlägen, dem beschleunigten Gletscher-
schwund, Erdrutschen und Steinschlägen, die unsere Wanderwege gefährden und manche Bergdörfer von der Aussenwelt abschneiden. Diese Beispiele sind keine Ausnahmen mehr – sie werden zur neuen Normalität.
Doch es gibt einen Weg, diese Entwicklung einzudämmen. Die vor kurzem lancierte «Initiative für einen nachhaltigen Finanzplatz» schlägt eine konkrete Lösung vor: Dafür zu sorgen, dass das von der Schweiz aus verwaltete Geld nicht länger zur Zerstörung unseres Planeten beiträgt, sondern stattdessen einen ökologischen Wandel zu finanzieren beginnt. Getragen wird sie von einem breiten Bündnis: Umweltorganisationen, Wissenschaftler:innen, Stimmen aus der Zivilgesellschaft – auch Vertreter:innen politischer Parteien von Links bis zur FDP stellen sich hinter die Anliegen der Initiative.
Der Vorschlag ist solide und klar: Finanzströme müssen umgelenkt werden – hin zu nachhaltigen Projekten, die Klima und Natur respektieren.
Mit der Unterstützung dieser Initiative treffen wir eine zukunftsgerichtete Entscheidung. Eine Entscheidung, unsere Landschaften, unsere Ökosysteme und die wertvolle Verbindung zur Natur zu bewahren. Denn letztlich bedeutet der Schutz der Natur – hier wie anderswo – auch den Schutz unseres eigenen Wohlbefindens, unserer Freizeitmöglichkeiten und jener Momente, die wir so sehr lieben, wenn wir in den Bergen unterwegs sind.