Gemeinsamkeiten statt Hindernisse
Biel ist die grösste zweisprachige Stadt des Landes. Hier prallen die Kulturen aufeinander. Bei den Naturfreunden hat man jedoch eine gemeinsame Sprache gefunden: Die Liebe zur Natur.
Nur rund zwanzig Minuten entfernt von Biel und gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen steht das Naturfreundehaus Les Prés d’Orvin (zu Deutsch: Ilfinger Matten). Das Haus liegt auf 1055 m ü. M. direkt am Natura Trail Chasseral und bietet viele schöne und eher einfache Wanderungen (T2). Dank der einfachen Zugänglichkeit ist das Gebiet sehr beliebt bei Familien und Senior:innen, wird aber auch von Rad- und Laufsportler:innen rege genutzt.
Im Winter verwandelt sich die Umgebung des Naturfreundehauses in ein Skigebiet. Selbst die Strasse zum Haus wird vorübergehend zur Skipiste. Vor rund fünfzig Jahren gründeten die Naturfreunde Biel deshalb eine eigene Skischule und bildeten selbst Skilehrer:innen aus. Sektionspräsidentin Therese Balmer ist seit 1979 Mitglied bei den Naturfreunden und kann sich noch gut daran erinnern: «In den 80ern war ich selber in der Skischule. So ein Kurs dauerte rund fünf Wochen – es war eine gute Zeit!», schwärmt sie. Die Nachfrage war bis zuletzt gross, besonders in der allseits beliebten Sonntagsskischule. Viele Bieler:innen und Grenchner:innen genossen den Schneesport im Naherholungsgebiet. Doch vor gut vier Jahren mussten die Naturfreunde Biel das Projekt schweren Herzens beenden: Es fehlten die Skilehrer:innen und vor allem der Schnee!
Tatsächlich hat sich in den letzten Jahrzehnten bei den Naturfreunden Biel viel verändert. Die Ortsgruppe war 1906 gegründet worden und zählt somit zu den ältesten der Schweiz. Zeitweise gab es eine französischsprachige und eine deutschsprachige Sektion, die später zu einer gemeinsamen grossen fusionierten. In den späten 1980er-Jahren zählte die Bieler Sektion somit über 400 Mitglieder. Heute sind es insgesamt noch 105, wovon die meisten Deutsch sprechen. Entsprechend werde auch mehrheitlich in dieser Sprache kommuniziert, auch an den Versammlungen. Therese Balmer meint schmunzelnd: «So wie der Präsident spricht, so wird es durchgeführt! So war das schon immer ….» Natürlich werden aber auch die französischsprachigen Mitglieder nicht vernachlässigt und entsprechend informiert.
Für den Hausverantwortlichen Beat Fivian ist die Mehrsprachigkeit der Region kein Problem, ganz im Gegenteil: «Für mich ist das selbstverständlich!» Tatsächlich beobachtet er, dass immer mehr französischsprachige Gäste die Hütte mit 57 Betten mieten. Mittlerweile haben ausserdem viele Gäste aus Frankreich das Bijou mit exklusivem Ausblick auf den Chasseral für sich entdeckt. Auch Beat Fivian ist schon seit 1979 bei den Naturfreunden dabei. Er hat schon in Kindertagen viel Zeit auf der Ilfinger Matten verbracht und kennt das Haus daher in- und auswendig.
Das ökologische Naturfreundehaus
Das Naturfreundehaus Les Prés d’Orvin ist Dreh- und Angelpunkt der Sektion Biel. Jeden September findet hier auch das grosse Hüttenfest statt. Dennoch war vor einigen Jahren ein Verkauf der Hütte ins Auge gefasst worden, was jedoch knapp verhindert werden konnte. Heute kümmern sich Beat Fivian und seine Frau Brigitte Fivian aufopferungsvoll um das Haus. Der erfahrene Gebäudeverwalter hat grosse Pläne damit: «Wir möchten gerne autark werden!», träumt er. «Der Umweltschutz ist uns sehr wichtig. Deshalb fragen wir uns schon seit Jahren: Wie können wir noch ökologischer arbeiten?» Das Haus wird schon heute mit Zisternenwasser betrieben, ist also unabhängig in der Wasserversorgung. Das eigene Wasser reicht sogar für eine Dusche, welche erst kürzlich eingebaut wurde. In einem nächsten Schritt sollen die Isolation verbessert werden und Solarzellen aufs Dach kommen.
Was deutsch- und französischsprachige Mitglieder der Naturfreunde Biel verbindet, ist das gemeinsame Ziel: Die Natur erleben und bewahren, damit auch künftige Generationen noch lange Freude daran haben dürfen.
Alle Infos über die Sektion Biel finden sich hier: naturfreunde-biel.ch