Sie lässt sich nicht unterkriegen
Den 13. Juli 2021 wird Zürich nicht so rasch vergessen. Es waren ohne Übertreibung apokalyptische Bilder, die sich der Bevölkerung am Morgen nach dem fatalen Hagelsturm […]
Den 13. Juli 2021 wird Zürich nicht so rasch vergessen. Es waren ohne Übertreibung apokalyptische Bilder, die sich der Bevölkerung am Morgen nach dem fatalen Hagelsturm boten. Albisrieden, das Quartier, in dem ich wohne, war eines der meistbetroffenen. Abgerissene Äste, zersplitterte Ziegel, Fahrleitungen und unzählige umgestürzte Bäume bedeckten die Strassen – teilweise waren auch ganze Waldstriche umgemäht worden.
Am meisten zugesetzt haben mir persönlich die umgefallenen uralten, riesigen Bäume, von denen ich angenommen hatte, dass sie felsenfest stehen und noch viele Jahre lang Schutz bieten und Beständigkeit verströmen würden. Auch Wochen nach der Unglücksnacht liegen sie noch auf Wiesen und Trottoirs herum. Für ihren Abtransport wären riesige Maschinen notwendig, wie sie vermutlich nicht an jeder Ecke herumstehen. Der Durchmesser etwa dieser Pappel, die noch im Herbst 2021 am Rand einer Kreuzung mitten im Quartier liegt, beträgt mehr als einen Meter. Ihr Anblick war in den ersten Wochen nach dem Sturm kaum zu ertragen.
Seit einer Weile jedoch empfinde ich Freude, wenn ich an ihr vorbeigehe. Denn diese Pappel lässt sich nicht unterkriegen. Auch ohne Wurzeln und Verbindung zur Erde spriesst sie kraftvoll. Wie sähe sie wohl in 100 Jahren aus, liesse man sie einfach gewähren?