Wo die Musik den Ton macht
Tief im Westen dieses Landes ist die Naturfreunde-Sektion Nyon aktiv. Sie trifft sich hauptsächlich in ihrem Naturfreundehaus Le Coutzet, das immer wieder neue Mitglieder anzieht, und mag gute Musik.
Ein Musikfestival, sobald es eine gewisse Grösse erreicht hat, beweist seine Bedeutung auf verschiedenen Ebenen. Eine Kommune bietet eine Veranstaltungsfläche an, eine Region will sich von ihrer besten Seite zeigen. Die nationale Konkurrenz ist gross und alle buhlen darum, die populärsten internationalen Künstler:innen zu buchen. Doch schlussendlich wäre alles nichts ohne die Helfer:innen, die sich mit Freiwilligenarbeit der einen Sache verschreiben und damit den Grundstein für ein gutes Gelingen legen. Ein Fazit, welches auch für jede Naturfreunde-Sektion gelten kann.
Antonin Gantet
SektionspräsidentAntonin Gantet ist Sektionspräsident der Naturfreunde Nyon.
Dass das Treffen mit Antonin Gantet, dem Präsidenten der Sektion Nyon, bei strömendem Regen ausgerechnet auf dem Gelände des Paléo-Festivals stattfindet, ist kein Zufall. Er ist seit vielen Jahren für das Festival engagiert und zeichnet für alles rund um Strom, Beleuchtung und Wasser auf dem Gelände verantwortlich. Es dauert heute zwar noch rund einen Monat, bis die Festivitäten losgehen, doch bereits jetzt herrscht rege Betriebsamkeit. Der Aufbau der Zelte beispielsweise ist schon weit fortgeschritten. Bald wird auch gewahr, wie stark die Bindung der Sektion Nyon zum Festival ist: Antonin Gantet kam vor ungefähr sechs Jahren zu den Naturfreunden. Mitarbeitende des Paléo-Festivals entschlossen sich damals, das Essen für die Helfer:innen des Festivals beim Natufreundehaus Le Coutzet durchzuführen. Die damalige Präsidentin Jacqueline Bordet, seine Vorgängerin also, kam mit ihm ins Gespräch und konnte ihn für die Naturfreunde begeistern. Heute besteht mehr als die Hälfte des Sektions-Vorstands aus Leuten aus dem Umfeld des Paléo. Man nutzt Synergien und technisch versierte Fachpersonen können sich als Mitglieder bei der Sektion als günstige Umbauhelfer:innen rund um das Naturfreundehaus beweisen. Gantet betont, das sei eine Abkehr davon, für alles immer professionelle Firmen für viel Geld zu engagieren. Das Bijoux der Sektion liegt auf einer sonnigen Anhöhe im Waadtländer Jura mit Blick auf den Genfersee und die Alpen.
Es weht ein frischer Wind
Die Sektion Nyon, von allen Sektionen der Schweiz am weitesten im Westen gelegen, hat heute rund 80 Mitglieder. Die ältere Generation verabschiedet sich langsam vom aktiven Vereinsgeschehen und eine neue Generation ist daran, die Geschicke zu übernehmen. Der Sektions-Präsident erzählt hocherfreut von den Familien, die in letzter Zeit Mitglied geworden seien, die frischen Wind in die Bewegung bringen und sich bereits aktiv in die Sektionsarbeit einschalten würden. Man versuche, sich sektionsintern mindestens alle zwei Monate zu treffen, pro Jahr gebe es fünf offizielle Arbeitstage am und ums Haus. Auf die Frage hin, wie die Sektion Nyon es schafft, immer wieder neue Mitglieder zu finden, meint Gantet, es gehe nichts über ein gutes Netzwerk, welches man konstant pflegen müsse. Mit der Auslastung des «Le Coutzet» ist er soweit zufrieden. Im Sommer kommen vor allem Schulen und im Winter auch regelmässig Individualreisende. Er denkt aber, dass mit mehr Werbung noch deutlich mehr drin liegen würde. Nicht an den Finanzen, sondern eher an den personellen Ressourcen scheitere es momentan noch, dass man in den Schulen der Umgebung in leuchtenden Farben von diesem schönen Haus erzählen könne. Eher ein finanzielles Wagnis wäre eine andere Vision, nämlich eine Modernisierung der Küche, einhergehend mit einer Professionalisierung beim Personal, womit man noch attraktiver werden könnte.
Antonin Gantet amtet auch als Sekretär beim URAN, der Union Romande des Amis de la Nature. Die Zusammenarbeit mit den anderen Sektionen der Romandie schätzt er sehr. Jedes Jahr besuche man ein anderes Haus des Regionalverbands und könne so die Bande zwischen den Sektionen stärken. Nach wie vor sei es wichtig, so Gantet, dass man das Angebot an günstigen Ferien für alle, die die Natur suchen, nicht aus den Augen lasse. Man versuche das mit einer gemeinsamen Preispolitik zu gewährleisten, die allen den Zugang zu den Naturfreundehäusern ermögliche. Zu Beginn seines Engagements bei den Naturfreunden wusste Antonin Gantet nicht, dass es auch Sektionen ohne Haus gibt. Für ihn ist das von der Sektion geliebte «Le Coutzet» ein weiterer Schlüssel für konstanten Mitgliederzufluss. Doch auch über das Chalet hinaus gehen Gantet die Ideen, was man als Sektion gemeinsam noch alles erreichen könnte, noch lange nicht aus. Doch nun muss er sich erstmal wieder dem Festival widmen. Pünktlich auf das Ende des Gesprächs hört der Regen auf und die Sonne kommt zum Vorschein.